YASAR ERDOGAN, VORSITZENDER DER BIG-PARTEI IN HAMBURG : Der Bildermaler
■ 50, ist Diplom-Betriebswirt, Kulturmanager und Landesvorsitzender des „Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit“ (BIG).
Am liebsten spricht Yasar Erdogan in Bildern. In der Migrationsdebatte ginge es viel zu oft nur darum, wie die einzelnen Fische aussehen, sagt er. Wichtiger sei jedoch die Wasserqualität. Und wenn er über Werte und Konservativismus spricht, dann ist Erdogan direkt bei Konserven: Die hätten schließlich Verfallsdaten, weshalb man sie auch mal neu konservieren müsste.
Erdogan ist Landesvorsitzender des oft als Migrantenpartei abgestempelten „Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit“ (BIG), das am vergangenen Donnerstag für die Bürgerschaftswahl in Hamburg zugelassen wurde. Werte und Migration sind dabei seine Lieblingsthemen. Bis vor kurzem war Erdogan schließlich Mitglied in der Union Europäisch-Türkischer-Demokraten – der verlängerte Arm der türkischen, konservativen Partei AKP. Und: Erdogan beteiligte sich vor drei Jahren an der Gründung des Hamburger Deutsch-Türkischen-Forums der CDU und war Parteimitglied. Im November 2010 ist er ausgetreten. „Die Seilschaften in der CDU lassen keinerlei Kreativität zu, da fühlte ich mich entmündigt“, sagt Erdogan über die Gründe für seinen Austritt. Nur einen Monat später fand er mit der BIG-Partei, die ihren Ursprung in Köln hat, ein neues politisches Vehikel.
Erdogans neue Partei schickte in Bonn mit Hülya Dogan vergangenes Jahr die erste Kopftuchträgerin in ein deutsches Parlament. Behauptungen, die BIG wäre ausschließlich eine Migrantenpartei, weist Erdogan aber zurück: „Bei uns darf jeder eintreten. Unter unseren 35 Hamburger Mitgliedern sind viele Kulturen, Nationalitäten und Religionen vertreten“, sagt er. Wobei schon hauptsächlich „Neubürger“ dabei wären, so der 50-Jährige weiter.
Die Partei wolle in Hamburg vor allem das kreative Potenzial der Stadt nutzen, sagt er. Wichtig sind der BIG Bildung, Integration und – speziell für Hamburg – Wohnpolitik. Erdogan versteht sich selbst zudem als „Wutbürger“, als einer, der sich von der Politik nicht vertreten fühlt. Oder in seiner Bildsprache: „Ich will nicht nur den Rahmen gestalten, sondern das Bild.“ Ob ihm die Hamburger dafür den Pinsel reichen wollen, wird die Wahl im Februar zeigen. GOB