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Archiv-Artikel

… und wir werden alle reich

BODENSCHÄTZE Der afrikanische Graben ist nicht nur von großer landschaftlicher Schönheit, hier lagern auch international begehrte Rohstoffe. Das Öl bleibt ein ewiger Zukunftstraum, von dem sich die diversen starken Männer der Region vieles versprechen

BERLIN taz | Seit Jahrzehnten gilt Afrikas instabilste Region als Geheimtipp der Ölindustrie: der afrikanische Graben, der sich von Äthiopien bis Malawi erstreckt und in der Mitte zweigeteilt ist – einmal als Rift Valley mitten durch Kenia, einmal als Region der Großen Seen entlang der Grenze des Kongo zu Uganda, Ruanda, Burundi und Tansania. Hier spaltet sich der Kontinent allmählich in zwei Teile.

Entlang dieser Spalte haben sich tiefe Kluften und Gräben mit Vulkan- und Seenketten gebildet, über eine Gesamtlänge von 6.000 Kilometern mit einer Breite von 40 bis 80 Kilometern. Sie gehören zu den atemberaubendsten Landschaften der Welt, sind rohstoffreich und geben den Zugang zu immensen Ölreserven tief unter der Erde frei.

Die Staaten der Region haben mittlerweile das Gebiet in Ölblocks aufgeteilt, die fast alle an ausländische Firmen zwecks Prospektion vergeben worden sind.

Gefördert wird allerdings noch nicht. Das Öl ist ein ewiger Zukunftstraum, von dem sich die diversen starken Männer der Region vieles versprechen: eine immerwährende Quelle von Dollars, ein Ende der Abhängigkeit von Geberländern, ein Mechanismus zur Loyalitätserzeugung unter Wettbewerbern um den Zugang zu dem vom Präsidenten gehüteten schwarzen Gold. In Uganda, wo die nachgewiesenen Ölreserven seit 2007 von 0,5 auf 3,5 Milliarden Barrel gestiegen sind, heißt es schon seit über zehn Jahren: Bald fließt das Öl und wir werden alle reich.

Geschäft mit Lizenzen

Reich werden dabei vor allem diejenigen, die in den Ölgebieten rechtzeitig Land erworben haben, das sie dann teuer an die Ölfirmen weiterverkaufen können, oder die sich lukrative Zuliefererverträge schnappen – dank ihrer Freundschaft zu Präsident Yoweri Museveni, der seit 1986 regiert und bleiben will, bis die Ölmilliarden sprudeln. Immerhin hat Uganda bereits mit der staatlichen chinesischen Ölfirma CNOOC den ersten Fördervertrag geschlossen.

Nebenan, im Kongo, hat noch nicht mal ernsthafte Ölprospektion angefangen. Dort vergibt die Regierung alle paar Jahre die Lizenzen neu, steckt jedes Mal Millionen Dollar Provision ein und lässt sich zugleich außerordentlich viel Zeit mit der Formulierung eines neuen Ölgesetzes, ohne das keine Firma die zum Aufbau einer Ölindustrie nötigen Investitionen tätigen kann.

Die jüngsten Nutznießer davon sind eine Reihe südafrikanischer Firmen, die aus dem Umfeld der Familie von Präsident Jacob Zuma stammen – was Kongos Präsident Joseph Kabila das Wohlwollen Südafrikas in den Konflikten der Region sichert.

Das Öl der Großen Seen schafft also erhebliche politische Verwerfungen, bevor es überhaupt fließt. Das wird eine Weile so bleiben: Das Terrain ist schwer zu erschließen, die Exporthäfen sind weit weg. Pipelines, Raffinerien, sichere Förderstätten zu bauen ist hier besonders teuer und riskant. Möglicherweise wollen ja alle Akteure nur ein paar Jahre lang krumme Geschäfte machen, bevor sie sich dann gesättigt zurückziehen – ohne das lästige Öl.

DOMINIC JOHNSON