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Archiv-Artikel

Islam-Funktionäre wollen nicht

RELIGIONSUNTERRICHT

Von EIB

Einen inklusiven Religionsunterricht soll es ab dem neuen Schuljahr in Bremen geben. Einen, der alle Glaubensrichtungen gleichermaßen mitnimmt und miteinander ins Gespräch bringt: Christinnen, Muslime, Jüdinnen, Hindus und diejenigen, die an keinen Gott glauben. Doch wenn es nach den muslimischen Funktionären ginge, findet der Unterricht ohne Muslime statt.

Das war nicht abzusehen. Jahrelang hatten die Bremer Grünen den Koalitionspartner SPD bearbeitet, dass ein gemeinsamer Unterricht helfen kann, Konflikte zu entschärfen oder gar zu verhindern. Schließlich waren sie erfolgreich, das Vorhaben wurde im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Die Kirchen, die immer protestiert hatten, ließen sich zähneknirschend darauf ein, hatten aber nach Zustimmung der SPD ohnehin keine andere Chance, weil das Schulfach in Bremen anders als in den anderen Bundesländern nicht konfessionsgebunden ist und die Gestaltung ganz in Hand des Staates liegt.

Von den organisierten Muslimen kam hingegen stets große Zustimmung. Vergangene Woche die Kehrwende: Die beiden großen muslimischen Verbände Ditib und Schura sagten nach einem Treffen mit der Bildungssenatorin, sie würden die Teilnahme an dem Unterricht nicht empfehlen. Eine Erklärung nach dem Sinneswandel und den Gründen blieben sie schuldig. Sie würden sich in dem Entwurf des Bildungsplans für das neue Fach nicht wieder finden, hatte der derzeitige Schura-Vorsitzende Ismail Baser schon vor drei Wochen der taz gesagt. Da war die Bildungssenatorin noch überzeugt, ihn umstimmen zu können.

Aber um Inhalte des Bildungsplans ging es offenbar gar nicht. Am Mittwoch bemängelte Baser, dass die Landesverfassung für das neue Fach nicht geändert worden sei und darin immer noch die Rede sei vom „Unterricht in Biblischer Geschichte auf allgemein christlicher Grundlage“. Dieses Zugeständnis hatten die Kirchen der SPD abgerungen. Als das vor zwei Jahren bekannt geworden war, hatte Baser noch gesagt, dies sei „ein Kompromiss, mit dem wir leben können“.

Davon will er jetzt nichts mehr wissen und behauptet, die Schura habe immer einen konfessionsgebundenen Unterricht gewollt. Das ist genau so richtig wie die Tatsache, dass die muslimischen Verbände in Bremen immer wussten, dass sie den genau so wenig bekommen werden wie die Kirchen. Die Bildungssenatorin muss jetzt darauf hoffen, dass Eltern und ihre Kinder schlauer sind als die Funktionäre.  EIB