MATTHIAS SAMMER, KANDIDAT : Gut betreut von Springer
■ 43, Sohn eines DDR-Nationalkickers, begann mit neun Jahren Fußball zu spielen. Verheiratet, drei Kinder. Foto: dpa
Man kann vieles sagen über den Springer-Verlag – seine Schützlinge hegt er: Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus, Mario Basler, Rudi Völler, Stefan Effenberg, Oliver Kahn, Philipp Lahm. Oder eben Matthias Sammer. Das muss nicht heißen, dass Sammer, 43 Jahre alt, in Dresden geboren, ein schlechter Sportdirektor beim Hamburger SV wird. Noch ist er das ohnehin nicht, noch wird verhandelt.
Vor ein paar Jahren war Sammer gerade Trainer beim VfB Stuttgart, den er als Spieler in der Saison 1991/92 zum Titel gebrüllt hatte – sein Ehrgeiz, seine Tore, sein Talent waren groß, seine Stimme war laut genug. Die anderen Spieler beim VfB rannten aus Angst vor ihm.
Angst verbreitete er auch als Trainer: Mitten im Gespräch – es fand statt in einem der Container auf dem VfB-Gelände – sprang er damals auf und steigerte sich ohne erkennbaren Anlass in ein Gebrüll, dass nicht nur die Containerwände zitterten. Der Wutanfall ging, wie er kam, Sammer verabschiedete sich freundlich. So was kam öfters vor.
Im Juni 2005, nach seiner Entlassung bei den Stuttgartern, wusste Sammer, dass er was ändern muss. Er ließ sich beraten. Von Ulrich Kühne-Hellmessen, der mal Chef-Reporter bei der Bild war. Kühne-Hellmessen hat ein Buch über Sammer gemacht, trat mit ihm zusammen in der Sendung „Doppelpass“ auf. Man könnte sagen: Rundumbetreuung.
Inzwischen wird Sammer zudem noch von Markus Höfl beraten, zu dessen Klienten wiederum Franz Beckenbauer gehört. Sammer selbst ist Kolumnist unter anderem bei Welt und Welt am Sonntag. Springers Blätter waren es auch, die eine Kampagne aufzogen, um Sammer als Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw aufzubauen. Der Erfolg der deutschen Nationalmannschaft sei eigentlich der Erfolg des DFB-Sportdirektors Sammer. Dass Sammer jetzt zum HSV kommen könnte, zeigt: Da hat etwas nicht geklappt.
Löws Beitrag werde überschätzt, Sammer sei der „heimliche Macher des deutschen Fußball-Aufschwungs“, das schreibt auch der Sportchef des Hamburger Abendblatts, Peter Wenig. Wenn Sammer einen Vertrag als HSV-Sportdirektor bekäme, wäre Bastian Reinhardt seinen Job los und, wie das Hamburger Abendblatt hofft, Trainer Armin Veh wohl gleich mit. Kommt Sammer, kommt er als starker Mann. Das kommt offenbar an bei den Springer-Blättern.
Peter Wenig hilft Sammer nun auch bei den Verhandlungen mit dem HSV und hält – schließlich habe der Kandidat einen „enorm hohen Marktwert“ – ein Jahresgehalt von „mindestens“ zwei Millionen Euro für angemessen. Das läge, wie Wenig sich nicht scheut anzumerken, über dem, was die im Amt befindlichen vier Vorstände des Hamburger SV bekommen. Alle zusammen, wohlgemerkt. ROR