: Aufwärmen für den Plutonium-Transport
ANTI-ATOM-PROTEST 1.000 Menschen demonstrieren am AKW Grohnde gegen geplante Brennstäbe-Lieferung
Fast 34 Jahre nach der „Schlacht von Grohnde“, bei der sich im März 1977 tausende Atomgegner und Polizisten Auseinandersetzungen lieferten, ist an dem niedersächsischen AKW-Standort wieder demonstriert worden. Knapp 1.000 Menschen protestierten am Samstag friedlich dagegen, dass im Frühjahr plutoniumhaltige Mischoxid-(Mox)-Brennelemente aus Großbritannien hergebracht werden sollen.
In dem bunten Zug, der sich am frühen Nachmittag in Bewegung setzte, rollten auch mehrere Dutzend mit Transparenten geschmückte Traktoren von Landwirten aus der Region mit. Die Bäuerliche Notgemeinschaft des Wendlandes hatte eine Abordnung entsandt.
Auf der Zufahrt zum Meiler ließen sich etliche der Demonstrierenden auf mitgebrachten Klapphockern, Kissen und Strohballen zu einer „Sitzprobe“ nieder. Wenn der umstrittene Transport tatsächlich rollt, wollen die AtomgegnerInnen ihn ernsthaft blockieren. Der Energiekonzern Eon, Betreiber des AKW Grohnde, hat die Fuhre für das erste Quartal 2011 beantragt. Die Brennelemente wurden in der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield gefertigt und sollen in Grohnde zum Einsatz kommen.
Am Samstag forderten die AtomkraftgegnerInnen vom Bund sowie den Ländern Niedersachsen, Hamburg und Bremen – dort liegen die in Frage kommenden Umschlaghäfen – den Stopp der Transportplanungen. Sie begründeten das mit dem erhöhten Risiko im Falle eines Unfalls des Transports und beim Einsatz der Mox-Brennstäbe im Reaktor sowie mit der doppelt so hohen Strahlung bei ihrer – ohnehin ungeklärten – Entsorgung.
Die 16 Mox-Elemente enthielten insgesamt 400 Kilogramm Plutonium, sagt Tobias Darge vom Jugendumweltnetzwerk Niedersachsen. Bei einem Unfall des Atomtransports mit längerem Brand oder starkem Aufprall könnten Plutonium-Partikel frei werden. Und schon ein Millionstel Gramm der radioaktiven Substanz könne eingeatmet Krebs erzeugen. REIMAR PAUL