TEURE TAGE
: Tierpark auf dem Dorf

Zu Hause zu bleiben kostet auch Geld

Vier Erwachsene, vier Kleinkinder, zwei Familien, zwei Autos – wir machen einen Ausflug an den Stadtrand in den Tierpark Germendorf bei Oranienburg, eine Dreiviertelstunde von der Innenstadt entfernt. Dort streifen wir durch das waldige Gelände. Es gibt Wildschweine, Rehe, Nutrias, Pumas zu sehen – und Ziegen zum Anfassen.

Die Kinder lieben es, und günstig ist es auch. Nur 4 Euro kostet der Eintritt pro Erwachsenen, im Berliner Zoo zahlt man 13. „Ist doch egal, ob die Kinder exotische Pandabären oder Wildschweine sehen“, sage ich, „und hier ist es viel billiger als in Berlin“. Ich bin zufrieden. Meine Bekannte stimmt zu. „Zu Hause zu bleiben kostet auch Geld – und Nerven“, meint sie, Stullen und warmen Tee auspackend. „Jeder Tag ist teuer.“

Wir picknicken. Der Wind pfeift kalt, ein kurzer Schauer durchnässt uns. Meine Frau sucht Kleingeld, weil die Kinder Körner zum Füttern aus einem Automaten ziehen wollen. Wir wandern weiter zum Saurierpark, in dem prähistorische Tieratrappen in Originalgröße stehen. Beeindruckend. Jetzt stürmt es, wir frieren und wollen ins Warme. Und die Kinder möchten auf dem Rummel im Park Eisenbahn fahren.

Doch das Portemonnaie meiner Frau ist weg – mit Bargeld, Ausweis, EC-Karte. In keiner Jacken- oder Kinderwagentasche findet es sich, unsere Bekannte rennt zum Tierfutterautomaten – nichts. Unser knapp fünfjähriger Sohn versteht die Aufregung nicht. „Ihr könnt doch in der Drogerie ein neues Portemonnaie kaufen“, sagt er. „Vielleicht hat es jemand beim Eingang abgegeben“, meint die Bekannte. „Unwahrscheinlich“, brumme ich und denke, dass dieser Tag sehr teuer wird. Wir eilen zum Eingang. „Ich hab mein Portemonnaie verloren“, ruft meine Frau. Der Pförtner gibt es ihr sofort. Alles ist drin, sogar das Bargeld. „Das haben vorhin zwei Männer abgegeben.“ RICHARD ROTHER