: „Für ältere Erwachsene“
Der ehemalige ARD-Entertainer Max Schautzer (66) macht seinem alten Arbeitgeber Konkurrenz: Im nächsten Jahr startet sein Senioren-Sender „Bono TV“. Digital über Astra – und interaktiv
INTERVIEW MARTIN REICHERT
taz: Herr Schautzer, Ihr Senioren-Sender „Bono TV“ ist nach einem alternden Rocksänger benannt – der Name ist Programm?
Max Schautzer: Bono im Sinne von gut. Außerdem wollten wir nicht schon wieder den Begriff „50 plus“ variieren. Aber es gibt ein Vorbild: „Max TV“ in den Niederlanden macht schon länger Fernsehen für ältere Erwachsene – und auch wir wollen neben dem Programm Weiter- und Fortbildungsangebote bieten. Wir werden mit Printmedien kooperieren und die Zuschauer über das Internet interaktiv einbinden.
Interaktiv? Ist das für Ihre Zielgruppe nicht ein bisschen hochgegriffen?
Die Babyboomer von gestern sind unsere Kunden von morgen, und die sind mit der modernen Technik groß geworden. Außerdem soll sich unsere Zielgruppe nach den Inhalten definieren, nicht nach dem Alter.
Die da wären?
Es wird drei Programmschwerpunkte geben: Service, Dialog und Unterhaltung. Im Servicebereich wird es sich thematisch um Gesundheit, Wellness und Reisen drehen. Was die Unterhaltung angeht, sind wir noch in der Marktforschung – und wollen den Zuschauer zum Programmdirektor machen.
Behaupten Programmacher immer.
Kennen Sie YouTube? Ein riesiger Wandel steht vor der Tür. Unsere Zuschauer sollen beteiligt werden, auch als „Leserreporter“. Wir prüfen auch ein Genossenschaftsmodell, die taz hat mir diesbezüglich immer imponiert.
Die ARD hat sie einst aus Altersgründen gefeuert … und bedient zusammen mit dem ZDF längst ihre Zielgruppe.
Dort werden noch immer „Verjüngungskommissionen“ gebildet. Wir werden jedoch in Zukunft auf das Potenzial der Alten nicht verzichten können.
Die Alten sind doch längst die gesellschaftliche Mehrheit – kann die Mehrheit diskriminiert sein?
Wenn Sie sich wie eine Nische behandeln lässt, schon. Sie muss sich zur Wehr setzen – und ich habe dies auch öffentlich getan.
Sie wollen Ihren Sender über Werbung finanzieren – sind ältere Zuschauer für die Werbewirtschaft nicht zu „markentreu“?
Das ist längst durch zahlreiche Studien widerlegt – man hat auch längst erkannt, wer eigentlich das Geld hat.
Wann haben Sie zuletzt Ihre Rasierwassermarke gewechselt?
Ich bekomme ständig welches geschenkt. Aber Sie haben Recht: Mein Lieblingsrasierwasser kaufe ich schon seit Jahrzehnten.
Kehren Sie in Ihrem eigenen Sender auf den Bildschirm zurück?
Ich vermisse die Kameras nicht. Ich werde nun auch anders wahrgenommen: Wenn man wie ich „Wohlfühlfernsehen“ gemacht hat, denken die Leute, man sei auch so: ohne Ecken und Kanten.