: Bescherung für den Wrangelkiez
Das Jugendamt von Friedrichshain-Kreuzberg und das Jobcenter bieten 64 Lehrstellen für den Wrangelkiez an. Zielgruppe sind junge Migranten, deren Ausbildungsversuche bisher scheiterten
von PLUTONIA PLARRE
Für den Kreuzberger Wrangelkiez hat es sich ausgezahlt, als angebliche No-go-Area Schlagzeilen zu machen. Zusammen mit dem Jobcenter hat das Jugendamt Friedrichshain-Kreuzberg ein Lehrstellenprogramm für sogenannte schwer vermittelbare junge Erwachsene aufgelegt: 64 Lehrstellen vom Holzmechaniker über den Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker und Bürokaufmann bis hin zur Friseurin und Verkäuferin werden freie Träger im Ausbildungsbereich demnächst im Wrangelkiez feilbieten.
An sich ist das Programm für junge Erwachsene in ganz Friedrichshain-Kreuzberg bestimmt. Nach dem Wirbel um einen missglückten Polizeieinsatz im Wrangelkiez hat die zuständige Jugendstadträtin Monika Herrmann (Grüne) kurz vor Weihnachten aber Prioritäten gesetzt. „Die Lehrstellen sollen zunächst explizit im Wrangelkiez eingesetzt werden“, so Herrmann zur taz. Das Angebot richte sich vorrangig an junge, zumeist männliche Migranten zwischen 19 und 25 Jahren, die schon diverse Male eine Ausbildung angefangen, aber nie zu Ende gebracht haben. Und etwas kennzeichnet den anvisierten Personenkreis: Er hat die Schule geschwänzt, keinen Abschluss, konsumiert Drogen, verfügt über Knasterfahrung, hängt auf der Straße herum, wohnt bei den Eltern, bekommt Hartz IV und geht kleinen Geschäften nach.
Das Programm Quba (Qualifizierung, pädagogische Begleitung und Ausbildung) soll helfen, den Kreislauf des ewigen Scheiterns zu durchbrechen – zumindest bei einigen der Gemeinten. Herrmanns Plan sieht vor, dass die 64 Lehrstellen Anfang 2007 auf einer Art Jobbörse im Nachbarschaftszentrum Cuvrystraße angeboten werden. Wer die Bedingungen erfüllt, kann dort sofort seine Lehrstelle unterschreiben. Ausgehend davon, dass die Adressaten Ausbildungsmaßnahmen bislang nie lange durchgehalten haben, sind die Gewerke in Module aufgeteilt. Nach Bewältigung jedes Moduls erhält der Lehrling ein Zertifikat, das vom Jobcenter anerkannt wird. „Das Zertifikat berechtigt dazu, die Ausbildung auch dann fortzusetzen, wenn zwischen den Modulen längere Pause liegen“, so Herrmann.
Und noch eine Neuerung soll es im Wrangelkiez geben. Bei ihren Gesprächen mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen türkischer Herkunft sah sich Herrmann mit der Kritik konfrontiert, im Kiez gebe es zu wenig Treffpunkte. Erhoben wurde die Forderung nach einem offenen Haus. Das Jugendfreizeitheim Naunyritze sei zu weit weg, argumentieren die jungen Leute. Außerdem komme es mit den dortigen Jugendlichen zu Rivalitäten. Das Haus Kreuzer im Görlitzer Park sei zwar günstig gelegen, dort würden aber nur Workshops für Jugendliche bis zu 20 Jahren abgehalten. Herrmann will nun prüfen, ob es möglich ist, das Kreuzer in den Abendstunden zwischen 18.00 und 22.00 Uhr für die über 20-Jährigen zu öffnen. Für die, die älter als 25 seien, sei aber definitiv Schluss, betont sie.