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Archiv-Artikel

Big Data für Badefreuden

WASSERQUALITÄT Für jede offizielle Badestelle in Norddeutschland gibt es einen Steckbrief im Internet, eine Richtlinie der EU macht es möglich. An fast allen lässt sich bedenkenlos plantschen

VON GERNOT KNÖDLER

Wer in Europa baden will, sei es in einem See, einem Fluss oder im Meer, der braucht sich nicht auf gut Glück ins Wasser begeben. Aufgrund der EU-Badegewässerrichtlinie aus dem Jahr 2006 werden die in die Tausende gehenden offiziellen Badegewässer der EU regelmäßig kontrolliert. Bei den allermeisten davon ist die Wasserqualität gut oder ausgezeichnet. Bewertet wird dabei in erster Linie die Verschmutzung durch Bakterien und Algen. Auf den Webseiten der Länder finden sich Steckbriefe, mit denen man sich ein Bild von der jeweiligen Badestelle machen kann.

Als Hauptindikator für die Badewasserqualität verwendet die EU dabei das Vorkommen von zwei Arten von Darmbakterien: Intestinale Enterokokken und Escherichia Coli. Finden sie sich in größerer Zahl an der Badestelle, deutet das darauf hin, dass Fäkalien eingespült worden sind. Manche Stämme dieser Bakterien können Krankheiten auslösen. Ebenfalls bewertet wird, ob eine massenhafte Vermehrung von Algen droht und ob die Badestelle mit Teer oder Abfall verschmutzt ist.

Die Badegewässerrichtlinie stellt sicher, dass niemand krank wird, der an einer bestimmten Stelle ins Wasser steigt. Zusätzlich schreibt die EU-Wasserrahmenrichtlinie einen „guten ökologischen Zustand“ vor: Die Behörden messen, welche Mengen an Chemikalien ein Gewässer enthält. Maßstab sind dabei die Organismen, die darin überleben können müssen. „Die Werte, die da abgeleitet werden, liegen ein Vielfaches unter dem für den Menschen gefährlichen Bereich“, sagt Jörg Rechenberg vom Umweltbundesamt in Dessau.

Was die Badewasserqualität angeht, ist die Lage in den Hansestädten Hamburg und Bremen mit 17 und elf Badestellen sehr übersichtlich. In Bremen ist die Gewässerqualität ausgezeichnet mit Ausnahme des Waller Feldmarksees, der bloß mit „gut“ bewertet wird. Hier besteht einen gewisse Gefahr der Massenvermehrung von Wasserpflanzen und Algen.

In Hamburg sind die meisten Badestellen von ausgezeichneter Qualität, eine von guter Qualität und zwei sind geschlossen. Diese liegen am Eichbaumsee, an dessen Sanierung sich die Umweltbehörde schon seit Jahren vergeblich abarbeitet. Die Umweltbehörde rät in der Regel vom Baden ab, wenn die Sichttiefe nicht mindestens einen Meter beträgt, weil das eine Rettung eines Schwimmers erschwert. Im Meer vor der Insel Neuwerk macht sie eine Ausnahme.

Das niedersächsische Landesgesundheitsamt bietet auf seiner Webseite eine interaktive Karte an, auf der lediglich eine Stelle, das Freibad an der Ems, rot als „mangelhaft“ markiert ist und zwei, der Attersee und die Bohrinsel am Dollart, mit Hellgrün als „ausreichend“. Der Rest gilt als gut, die allermeisten als ausgezeichnet.

Von den 334 Badestellen in Schleswig-Holstein waren im vergangenen Jahr ebenfalls fast alle ausgezeichnet oder gut. 15 Stellen wurden als ausreichend, vier als mangelhaft bewertet. Zurzeit sind die Badestellen an der Schlei in Fleckeby und Schleswig gesperrt. Fleckeby leidet unter mehreren Kläranlagen in der Nähe. An beiden Badestellen wird Jauche von den Äckern gespült, wenn es stark regnet.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es 486 der EU gemeldete Badestellen. 431 davon gelten als ausgezeichnet, 31 als gut, zehn als ausreichend.