: Was Hilfe kosten darf
BERATUNGSSTELLEN Die Sparvorgaben für die Jugendhilfe im Kreis Pinneberg bleibt bestehen
Vor dem prügelnden Mann flohen Mutter und Kind ins Frauenhaus, weiterführende Hilfe gab es keine. Ein Junge, der sexuell übergriffig wurde, wartete ein Jahr auf Therapie. Von Fällen wie diesen berichteten Mitarbeiter von Beratungsstellen dem Jugendhilfeausschuss im Kreis Pinneberg, um Politik und Verwaltung zu überzeugen, Sparmaßnahmen zurückzunehmen.
Laut Dienstanweisung des Kreises soll nur noch in Fällen akuter Kindeswohlgefährdung eingegriffen werden. Doch die Beratungsstellen stellten bereits jetzt fest, dass sie 20 Prozent weniger Familien betreuen, sagte Jens Petri von der Beratungsstelle „Miko“: „Da bleibt jemand auf der Strecke.“ Die Leiterin des Fachdienstes Jugend, Cornelia Lohmann-Niemann, und der Fachbereichsleiter Jörg Steinbrenner, wiesen das zurück: Die Statistiken zeigten ein anderes Bild, die Verschiebungen seien minimal. „Wenn ein weiteres Ansteigen nicht mehr stattfände, hieße das keine Kürzung um ein Fünftel“, erklärte Steinbrenner. Der Kreis, der in den roten Zahlen steckt, verzeichnete in den vergangenen Jahren eine Vervielfachung der Ausgaben für die Jugendhilfe. Ein Grund sind Präventionsprogramme: „Die Kultur des Hinsehens hat neue Fälle generiert“, so Steinbrenner.
Ungerecht behandelt fühlten sich die Politikerinnen der Mehrheitsfraktionen im Kreistag: „Es geht nicht darum, Hilfen zu verweigern, sondern darum, zu fragen: Kann man kostengünstiger helfen“, sagte Sabine Werner (FDP). Heike Beukelmann (CDU) erklärte: „Wir wirtschaften mit Geld, das wir nicht haben. Die heutigen Kinder müssen das später durch ihre Steuern ausgleichen.“ Sie, wie auch die Verwaltung forderten die Beratungsstellen auf, Konzepte vorzulegen. Das aber fiele schwer, so Petri: „Die Fälle werden immer komplizierter und immer mehr.“ Die Sparvorgabe der Verwaltung gilt weiterhin. EST