: Von Sport- und Stilfragen
SECHS TAGE RENNEN Der ausgebootete Organisator Frank Minder rechnet mit harschen Worten mit Bremen ab
Mit scharfer Kritik an der Stadt Bremen hat sich gestern Frank Minder – der nun ehemalige Ausrichter des Sechs Tage Rennens – zu Wort gemeldet: Er wirft ihr „Inkompetenz“, „Stillosigkeit“ und „übles Nachtreten“ vor. Zudem lässt er prüfen, ob er bei der Vergabekammer Einspruch gegen die Ausschreibung einleiten soll. SPD und Grüne indes verteidigten gestern die Entscheidung.
Das weltgrößte Bahnrad-Event wird 2012 erstmals von der Bremer Veranstaltungs- und Event GmbH (BVE) von Theo Bührmann, Elko – der Security-Tochter der Entsorgungsfirma Nehlsen – sowie der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) ausgerichtet. Gemeinsam hatten sie die Ausschreibung der WFB gewonnen, die jetzt zu 25 Prozent als Veranstalter beteiligt ist. Die BVE organisierte beim vergangenen Freimarkt erstmals die Veranstaltungen in Halle sieben – auch dafür war zuvor jahrelange Minder zuständig. Er, der die Sixdays 40 Mal organisiert hat, erfuhr von der monatelang verschobenen Vergabeentscheidung nach eigenen Worten aus dem Radio – entgegen anderslautender Versprechungen. Streit gab es zuletzt um die Besucherzahlen, die je nach Quelle bei 60.000 oder 120.000 liegen.
Der 27-jährige Bührmann will nach eigenem Bekunden „dem Sport mehr Raum geben“ und „das Unterhaltungsangebot zeitgemäß gestalten“. Radsportevents im Freien hatten zuletzt in Bremen aber eher geringen Zulauf, zudem ist mit dem Bremen Molkereiriesen Milram der letzte deutsche Sponsor aus dem Profiradsport ausgestiegen. Und Minder verweist darauf, dass es unter den Profis, die auch Bahnrad fahren, „keinen Radsportler von Welt gebe“, der nicht auch in Bremen angetreten sei.
Minder hatte 2009 selbst eine finanzielle Unterstützung des Landes für die Sixdays eingefordert, war aber damals gescheitert. Frank Willmann, Wirtschaftspolitiker der Grünen, sieht die Entscheidung der WFB „erstmal positiv“. Das Risiko der Landes sei angesichts „klarer Strukturen“ jetzt „überschaubarer als vorher“. Die SPD beziffert das finanzielle Risko Bremen bei den Sixdays auf maximal 100.000 Euro. Die wirtschaftlichen Zahlen der letzten Jahre sprächen klar gegen Minder, so der SPD-Wirtschaftspolitiker Max Liess. Die Sixdays müssten wieder zu einem „gesellschaftlichen Ereignis“ werden.
Minder überlegt, 2012 anderswo in Norddeutschland ein Sechs-Tage-Rennen auszurichten. Und in Bremen hält er, noch bis 2017, die Rechte an der Marke „Bremer 6-Tage-Rennen“. mnz