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Archiv-Artikel

berliner szenen Zoo zum Kaufen

Alles, bis auf Hundefutter

9,80 Euro kostet eine in Mexiko heimische Vogelspinne. Eine Packung mit Heimchen oder Grillen gibt es schon zum Dauertiefpreis von 2,99 Euro. Ich stöbere durch die Tierabteilung bei Karstadt am Hermannplatz. Es gibt Wanderheuschrecken (das Stück für 50 Cent), Meerschweinchen und diverse Reptilien. Angefangen von der Bartagame über den grünen Stachelleguan (das Paar schon für 70 Euro) bis hin zur niedlichen Wasseragame. Und es gibt ein Papageienpärchen. Man munkelt, dass einer von ihnen sprechen könnte.

Ein schwarzer Asienskorpion kostet 15,90 Euro. Er ist heute in seinem Glaskasten nicht zu sehen. Ich trete einen Schritt zurück und stolpere über einen gelben Plastiklabrador in Originalgröße. Erschrocken springe ich noch weiter zurück und werfe dabei einen Stapel Heimchen und Grillen vom Regal. Innerhalb einer zehntel Sekunde habe ich hunderte von atmosphärischen Insekten befreit. Um mich herum zirpt es, und plötzlich fühle ich mich hier inmitten von Neukölln wie auf einer griechischen Insel. Sonst bleibt einem ja nur der Zoo, aber trotzdem gehe ich dann doch noch öfter zu den Tieren bei Karstadt.

„Zehn Prozent Rabatt auf alles, bis auf Hundefutter“, lese ich eine Woche später über der Kasse in der Tierabteilung. Das Schild auf dem Glaskasten preist immer noch die mexikanische Vogelspinne für 9,80 Euro an, die Spinne ist allerdings nicht mehr da. Sie hinterläßt eine Leere, die unheimlicher ist als die Spinne selber, denke ich, trete einen Schritt zurück und stolpere fast schon wieder über den lebensgroßen gelben Plastiklabrador. Im Hintergrund zirpen die Grillen. Der Plastikhund kommt mir plötzlich wirklicher vor als alles lebende Getier in dieser Abteilung.

MAREIKE BARMEYER