armenhaus im norden
: Brüsseler Spritze

Geld stinkt bekanntlich nicht. Und glücklich macht es auch nicht immer. Im Norden Niedersachsens aber ist alles anders. Das Armenhaus im Speckgürtel wird mit Euromillionen von der EU beschenkt. Die Frage aber, ob dies zu Recht geschieht, wäre selbstredend beckmesserisch.

Kommentarvon Sven-Michael Veit

Zweifellos gehören randständige Gebiete wie das Wendland, die Lüneburger Heide oder die Umgebung von Celle und Uelzen zu den strukturschwächsten Regionen im Norden. Da kommt die Brüsseler Spritze gerade recht.

Entscheidend wird aber sein, was mit dem Geld angestellt wird. Hier und dort wird von einer neuen Kongresshalle oder einer Erlebniswelt mit Gastronomie geträumt. Investitionsruinen jedoch können der Weisheit letzter Schluss nicht sein.

Nachhaltiger Ausbau eigener Stärken muss das Motto der Kreise und Kommunen sein, Naturschutz und Tourismus, Bildung und Wellness gehören nach oben auf den Wunschzettel sanfter Entwicklung. Das aber setzt gemeinsame Planung voraus. Ein Konkurrenzkampf um Gewerbeansiedlungen hingegen könnte im bislang so ruhigen Hinterland zur Grabesstille führen.

Denn die EU bezuschusst Projekte nur, am Eigenanteil aber können finanzschwache Kommunen leicht scheitern. Der warme Geldregen ist somit nur vordergründig ein Segen. Er kann auch zum Fluch werden.