: „Von wem spricht man da?“
FLUCHT Ein Film porträtiert Menschen, die aus verschiedenen Ländern nach Hamburg kamen
■ 52, lebt und arbeitet als Filmemacherin und Künstlerin in Hamburg, Mitglied im Abbildungszentrum. Foto: Stefan Prehn
taz: Frau Carl, woran denken Sie, wenn Sie das Wort „Flüchtling“ hören?
Doro Carl: Daran, gezwungenermaßen die Heimat zu verlassen. Auf der Flucht vor etwas zu sein, ist ja kein angenehmer Grund zu reisen, sondern eine ganz existenzielle Notsituation.
Ist Ihr Film „Persona non data“ der Versuch, zu schauen, was hinter diesem Begriff steckt?
Eigentlich war der Ausgangspunkt der Kurzfilm „zwischen welten“. Da erzählen Frauen, wie sie immer wieder auf ihren Migrationshintergrund verwiesen werden. In Diskussionen ist mir dann aufgefallen, dass es aber auch noch Leute gibt, die überhaupt gar nicht zu Wort kommen. Eine Menge Menschen, die nicht wahrgenommen werden. Mich interessierte: Von wem spricht man da eigentlich?
Warum haben Sie dann 14 Menschen ausgewählt?
Mir haben einige der Leute vieles erzählt, dann aber doch wieder einen Rückzieher gemacht. Diese ganze ungesicherte Situation in der sie stecken, hat sich auch in der Produktion widergespiegelt. Bei allem, was gesagt wurde, musste man überlegen: Was geht, was können wir überhaupt sagen, ohne Probleme zu kriegen. Deswegen sprechen im Film auch viele Leute aus dem Off. Es war mir übrigens wichtig, dass auch Frauen zu Wort kommen, von denen man gemeinhin wenig hört.
Eine davon ist Frau Sanati, die im Iran politisch verfolgt war. Wie sind Sie auf die ProtagonistInnen gestoßen?
Frau Sanati ist mir bei einer Tagung aufgefallen, bei der es um besonders schutzbedürftige Menschen ging. Da ist sie sehr vehement aufgetreten, ich habe gemerkt, dass sie viel zu sagen hat. Auf einer anderen Tagung habe ich Abdulla Mehmud kennengelernt, über eine Übersetzerin habe ich andere Kontakte bekommen und so hat sich das nach und nach zusammengesetzt.
Dennoch schält sich ein Panorama heraus. Wie würden Sie das beschreiben?
Das ist so eine fatale Situation, in der die Menschen mit Gesetzen konfrontiert sind, die absurd erscheinen, wenn man mal etwas tiefer gräbt. Eigentlich sind es Verhinderungsstrategien, die sie am eigenen Leib erfahren müssen: Eine ausgelieferte Situation, in der man keinen Handlungsspielraum hat, in der man immer wieder um sein Aufenthaltsrecht zittern muss. INTERVIEW: LKA
Film-Vorführungen „persona non data“ mit Heide Sanati vom Flüchtlingszentrum Hamburg und Abdulla Mehmud, Diakonie-Migrationsberater: heute, 19 Uhr und Freitag, 17 Uhr, Metropolis