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JÖRG SUNDERMEIER
Am Donnerstag wird in der Galerie Olga Benario (Richardstraße 104, 19 Uhr) über das Frauenzuchthaus Cottbus gesprochen, in dem in den Jahren 1939 bis 1945 Ausländerinnen und Kriegsgegnerinnen inhaftiert waren und für die Rüstungsproduktion eingesetzt wurden. Selbstredend werden diese Vorgänge bis heute beschwiegen, nicht nur, aber auch, weil man, wenn man öffentlich darüber redete, klar machen müsste, dass es eben doch einen – recht bescheidenen – Widerstand gegen die Nazis gab und man eben doch „etwas wissen“ konnte. Bernhard Bremberger wird in die Geschichte des Frauenzuchthauses einführen.
Der Samstagnachmittag dann – und der Abend – sieht eine tanzende Masse auf der Kreutzigerstraße in Friedrichshain (ab 14 Uhr), denn obschon sich auch in dieser Straße durchnormierte Holz-Beton-Bauten breitmachen, hat die alternative Szene es geschafft, sich mit „Punk-Raum-Bewirtschaftung“ seit 25 Jahren im Kiez zu halten. Respekt! Diese Leistung soll selbstredend gefeiert werden, mit Infos, Gemeinschaft, Solidarität und Musik bis zum Abwinken.
Ebenfalls am Samstag wird im Sprachenzentrum Babylonia (Cuvrystraße 20–23, 19 Uhr) über die Ukraine gesprochen. Der Journalist Johannes Spohr wird einen Reisebericht geben und anschließend zur Diskussion auffordern. Im Mai war er mit anderen in der Ukraine, um über die deutsche Besatzung der Ukraine im Zweiten Weltkrieg zu forschen, die ja leider von Teilen der aktuellen ukrainischen Regierung als durchaus positiv wahrgenommen wird. Wie aber wird generell mit der Vergangenheit in der Ukraine umgegangen? Was sagen die Zeitzeug_innen aus der Besatzungszeit? Und wie ist der Umgang angesichts der politischen Situation der Ukraine zu bewerten? Das wird ausführlich zu diskutieren sein!
Am Montag schließlich wird die Tristeza (Pannierstraße 5, 19.30 Uhr) noch einmal zum Debattenort für Fußball, wieder geht es um den Zusammenhang von Ballsport und Nationalismus. Der Referent ist niemand anderes als Gerd Dembowksi, der selbst ein großer Fußball-Freund ist, den aber all die Ideologeme, die um den Platz herumschwirren, erheblich stören. Er sagt: „11 Paar behaarter Männerbeine lösen mediale Hysterie aus, versammeln Hunderttausende zu Public Viewings und bewegen Menschen dazu, ihre Autos mit Fähnchen zu bestücken. Dabei ist seit der Heim-WM 2006 stets zu hören, dass der weltoffene Party-Patriotismus ein neues Selbstbewusstsein ausgelöst habe, dass nicht in der Tradition eines altbackenen Nationalismus stünde und weniger gefährlich sei.“ Genau das will er kritisch hinterfragen.