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LARS PENNING
Die Magical History Tour im Arsenal widmet sich in diesem Monat den „Halbstarken“: Zentrales Werk filmischer Jugendrebellion ist zweifellos Nicholas Rays „Rebel without a Cause“ (1955), mit dem James Dean zur Ikone aller unverstandenen Teenager wurde. In einer emblematischen roten Jacke bewegt sich Dean hier durch eine Welt, in der das totale Desinteresse der Erwachsenen und der Versuch, in gefährlichen Bandenritualen Selbstbestätigung zu finden, geradewegs auf eine Katastrophe zuführen. Als deutsches Pendant dieses Klassikers darf Georg Tresslers „Die Halbstarken“ (1956) mit Horst Buchholz gelten, der eine ähnlich fiebrig-irrlichternde Präsenz wie Dean besaß und als Ganganführer Freddy seine Kumpels in eine Reihe von – ziemlich dilettantischen – Überfällen und Einbrüchen verwickelt. Interessant ist der Krimi (Drehbuch: Will Tremper) vor allem, weil er am Lebensgefühl Jugendlicher der Zeit doch deutlich näher dran war als viele andere, und wegen der damals 16-jährigen Karin Baal in der Rolle einer bösen jugendlichen Femme fatale. (Rebel without a Cause (OF), 4. 7.; Die Halbstarken, 8. 7., Arsenal 2)
Das Begräbnis ihrer Großmutter habe sie zu ihrem Film „Panihida“ (2012) inspiriert, so die moldawische Regisseurin Ana-Felicia Scutelnicu, in dem alte Leute in einer ländlichen Region Moldawiens den Sarg einer verstorbenen Frau einen sehr langen Weg zum Friedhof schleppen müssen, weil die mittlere Generation das Land auf der Suche nach Arbeit und besseren Lebensbedingungen längst verlassen hat. Eine ruhig dahingleitende Kamera erfasst deshalb in sorgsam arrangierten und ausgeleuchteten Tableaus (Ko-Regie und Kamera: Tito Molina) vor allem die Gesichter von älteren Menschen, die viel singen, klagen und trinken, stets wortlos beobachtet von der vielleicht 14-jährigen Enkelin (Anisoara Morari) der Toten, die sich als Mitglied der jungen Generation ein Bild machen kann von den aussterbenden Totenritualen und -bräuchen. Mit der Zeit (und steigendem Alkoholpegel) entwickelt sich die Beerdigungsprozession in der Sommerhitze dann immer mehr zu einem surrealen Picknick: Die Lebenslust siegt noch einmal kurzfristig über den Tod. ((OmU), 3.–5. 7., Kino Krokodil)
Jacques Tati im unfreiwillig anarchischen Kampf gegen Mechanik und Effizienz der schönen neuen Technikwelt: In „Trafic“ (1971) will M. Hulot ein selbst konstruiertes Campingmobil zu einer Automobilausstellung bringen, doch unterwegs warten Pleiten, Pech und Pannen auf ihn. Dabei setzt Tati die Strategie des Vorgängerfilms „Playtime“ fort und rückt seine Figur immer weiter an den Rand des Geschehens, wo sie eher zum Katalysator denn zum Mittelpunkt der Gags avanciert. (3.–7. 7., Bali)