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Archiv-Artikel

Aus Dollars werden Euros

KUNSTMARKT Ausweitung der Ermittlungen gegen den Kunstberater Helge Achenbach: Der Mann, der meint, den Beruf des „Art Consultant“ erfunden zu haben, soll nicht nur einen Aldi-Erben betuppt haben

Von WBG
Die Gesamtschadenssumme wird auf 18 Millionen Euro geschätzt

Selbst mit Kunst wird die deutsche Fußballnationalmannschaft ausgestattet, damit ihr im fernen Brasilien auch gar nichts fehlen möge zu ihrem Wohlergehen. Wer hätte das gedacht?! Eher schon, dass es natürlich Helge Achenbach ist, der sie mit Kunst versorgt – wenn es das schon braucht. Denn Helge Achenbach ist als einer der umtriebigsten Kunstberater und -vermittler der Republik berühmt und berüchtigt.

So berüchtigt allerdings nicht, dass man sich hätte vorstellen können, am Düsseldorfer Flughafen warte die Polizei auf ihn, um ihn bei seiner Rückkehr aus Brasilien am 10. Juni gleich zu verhaften. Babette Albrecht, die Witwe des 2012 gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht, hatte Strafanzeige wegen Betrugs erstattet. Sie wirft Achenbach vor, vertragswidrig Kunstwerke und Oldtimer mit verdeckten Preisaufschlägen an die Familie Albrecht weiterverkauft zu haben.

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen eines möglichen weiteren Geschädigten. Die Essener Oberstaatsanwältin Anette Milk spricht von einem Anfangsverdacht und äußert sich auch erstmals konkreter zu den Vorwürfen. So soll Achenbach, zu dessen Klientel neben dem WM-Kader reiche Privatleute, Konzerne und Banken gehören, Einkaufsbeträge nach oben gesetzt haben, wodurch seine Provisionen stiegen. „Aus Dollarbeträgen sind Eurobeträge geworden“, so Milk, um hinzuzufügen: „Wir haben Vergleiche vorher/nachher.“ Die Gesamtschadenssumme werde auf 18 Millionen Euro geschätzt, schreibt das Handelsblatt, das sich auf die 24-seitige Strafanzeige gegen Achenbach beruft. Die Anwälte Achenbachs wollten sich nicht zum Fall äußern.

Das Geschäft der Kunstberater ist wenig durchschaubar. Denn ihr Geschäft läuft hinter den Kulissen ab. Was naturgemäß der Wirtschaft und den Reichen überaus gefällt. Auch wenn Achenbach sich rühmt, den Beruf des „Art Consultant“ erfunden zu haben, scheint es eher so, als ob der Kunstmarkt der 80er Jahre, der dank der erstmals flächendeckend durchgesetzten Idee des „Corporate Collecting“ wie verrückt boomte, die Figur Achenbach machte. WBG