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Archiv-Artikel

„Kein Bremen ohne Buchte“

NATURFREUNDE Nun geht es doch, was jahrelang nicht ging: die Naturfreundejugend kauft die alte Immobilie in der Buchtstraße und sammelt selbst das Geld für die Bausanierung

38 Jahre lang wurde in dem städtischen Haus Buchtstraße nichts für die Bauerhaltung getan – nun wird es teuer

Von KLAUS WOLSCHNER

„Kein Bremen ohne Buchte“ steht auf einem großen roten Plakat an dem Haus der Naturfreundejugend in der Buchtstraße, „Wir bleiben“ und: „Kauft mit uns die Buchte“. Seit fünf Jahren gibt es Verhandlungen, am Donnerstag gab es endlich den Durchbruch: Der Verein Naturfreunde kann das Haus von der Stadt für 130.000 Euro kaufen, die Sanierungskosten muss der Verein dann selbst organisieren.

Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde „die Buchte“ sterben: Der Grundstückswert liegt laut Katasteramt bei 130.000 Euro, das haus ist so sanierungsbedürftig, dass es als wertlos gilt – die Bremer Immobilienverwaltung bezifferte den Sanierungsaufwand auf 391.000 Euro und das erschien kaum finanzierbar. Bei „Immobilien Bremen“ wollte man das Innenstadt-Grundstück in der schmalen Gasse hinter dem Landgericht auch lieber auf dem Immobilienmarkt Markt verkaufen als die alte Nutzung retten, diesen Eindruck hatten jedenfalls die Naturfreunde.

Aber die Naturfreunde, die 1973 das Haus von der Stadt für eine geringe Miete zur Verfügung gestellt bekamen und es im Sinne „offener Jugendarbeit“ nutzen, wollten drin bleiben. Allein auf rund 150 Jugendliche schätzt der Sozialarbeiter Jens Singer den wöchentlichen Betrieb der regelmäßigen Gruppen – dazu kommen Sonderveranstaltungen, die den großen Saal füllen. Die Naturfreundejugend organisiert Weiterbildung, sie bietet Ferienfreizeiten an, das Haus wird aber auch von der Theatergruppe des Schulzentrums Rübekamp genutzt und von eine deutsch-russischen Theatergruppe, zum Beispiel. Das Haus ist offen für Gruppen, die sonst keine Räume finden, „Mitbestimmung und Beteiligung“ wird groß geschrieben: „Die Buchte funktioniert nur, wenn alle mitmachen“, heißt es in der Selbstdarstellung, „in der Buchte reden ALLE mit, das ist oft sehr, sehr anstrengend“.

Was die Stadt seit 1973 nicht gemacht hat, das sind Bauerhaltungs-Investitionen. So sind inzwischen einige Wände feucht, „Schwamm“ war die Diagnose im Jahre 2004. In dem Mietvertrag von 1973 steht, dass die Mieter für die Instandhaltung verantwortlich sind. Dass ein selbstverwaltetes Jugendprojekt mit offenen Strukturen damit überfordert war, hätte jeder private Hausbesitzer geahnt.

Der Sanierungsstau ist also enorm, einige der Räume des Hauses mussten geschlossen werden. Seitdem Zahlen von mindestens 300.000 Euro im Raum stehen, haben die Naturfreunde Modelle für die Zukunft des Hauses debattiert. Selbst der Gedanke, eine „Ersatzimmobilie“ zu suchen, wurde verfolgt – die Stadt habe kein Innenstadt-nahes Objekt anbieten können, heißt es in einer kleinen Info-Heft unter der Überschrift „Glanz und Elend im Gemäuer“. Schließlich wurden Finanzierungskonzepte entworfen für den Kauf des Hauses und eine Sanierung auf eigene Verantwortung. Professionelle Unterstützer hatten die Jugendlichen – mit dabei ist zum Beispiel Jürgen Maly, SPD-Politiker und von Beruf Anwalt; er war 1973 selbst als Jugendlicher dabei, als die Buchte“ übernommen wurde, noch heute ist er Mitglied bei den „erwachsenen“ Naturfreunden.

„Immobilien Bremen“ wollte nicht so recht, erinnert er sich, und er war überrascht, wie schnell es dann am vergangenen Donnerstag doch gehen konnte. Maly: „Es ist ausgesprochen erfreulich, dass nach fünf Jahren die Immobilien Bremen sich dahin bewegt hat, ein Objekt, das bisher von der Allgemeinheit genutzt wurde, einem gemeinnützigen Verein zu übergeben, der es weiter in diesem Sinne nutzen will.“

Zu diesem Sinneswandel hat offenbar die Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) beigetragen, der im Dezember das Problem vorgetragen worden war. Die Senatorin habe darum gebeten, das Thema einer Klärung zuzuführen, sagt Susanne Engelbertz von Immobilien Bremen. So habe man nun „ein wunderbares Verhandlungsergebnis.“ „Wir freuen uns“, sagt auch der kaufmännische Geschäftsführer der Buchte, David Kostial. Im Mai soll der Kaufvertrag unterschrieben werden.