: Dazwischenfunken ist verboten
Post von den Chefs: Radio-Bremen-Mitarbeiter, die in Sender-Fragen kritisch nachhaken, bekommen auf die Mütze
Das Lob kam von ganz oben: Die Programmchefs Dirk Hansen und Hans Dieter Heimendahl dankten den MitarbeiterInnen von Radio Bremen per Neujahrs-Mail für ihr Engagement. Nach netten Einleitungssätzen ging es dann allerdings knallhart zur Sache: „Es ist leicht, Radio Bremen für tot zu erklären, sich als selbsternannter Prophet abseits zu stellen und alle Bemühungen, eine Zukunft für den Sender zu erobern, pauschal als vergeblich abzuqualifizieren.“
War das nötig? Zum Jahreswechsel? Was ist da los bei Radio Bremen? „Wir alle haben uns diese bedrohliche Lage nicht gewünscht“, heißt es in der Mail. Beim anstehenden Umzug ins Stephaniviertel gehe es darum, „Radio Bremen neu zu erfinden“, und das verlange von MitarbeiterInnen „mehr“ als bloß „kritisch-distanzierte Begleitung“.
Im Spätsommer des Jahres 2006 hatten die Mitarbeiter von Nordwestradio einen Brief in ähnlich scharfer Tonlage bekommen – verfasst vom Intendanten Heinz Glaessgen selber. Ihr Vergehen: Die Redaktionsmitglieder hatten in einem knappen Schreiben an den Funkhaus-Chef in Hannover ihre Verwunderung darüber kundgetan, dass ihr Wellenchef ohne Begründung abberufen werden sollte. „Diese Mitteilung hat uns überrascht.“
Darauf antwortete aber nicht der Funkhaus-Chef. Sondern Glaessgen – und zwar mit einem dreiseitigen Brief. Die RedakteurInnen hätten das Schreiben zuständigkeitshalber an ihn richten müssen, klagt er. „Bei Redakteuren, die Informationen, Ereignisse und Zustände unvoreingenommen, gründlich und kritisch zu reflektieren haben“, werfe das die Frage auf, ob „meine Unterschrift unter Ihren Arbeitsverträgen zu rechtfertigen“ sei. Ihn hätte die Redaktion nach den Gründen fragen müssen. Er hätte ihnen dann erklärt, dass er wegen der erforderlichen Vertraulichkeit diesbezüglich keine Auskunft geben könne. Der Vorgang werfe die Frage auf, „wie es um die Qualität Ihrer Reflexion bestellt ist“. Er, Glaessgen, aber werde sie „nach außen“ weiterhin als gestandene Redakteure verteidigen. kawe
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