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Archiv-Artikel

Rieger bestreitet Kaufgelüste

Neonazi-Anwalt will von der LPG im brandenburgischen Kleinow nichts mehr wissen

BERLIN taz ■ Alles nur eine „Medienente“? Das zumindest behauptet der Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger. Vier Tage nachdem im brandenburgischen Kleinow die Alarmstufe braun ausgerufen worden war, bestritt der vermögende Rechtsextremist gestern öffentlich, jemals „Interesse an jener asbestbelasteten Immobilie im Dorf Kleinow“ gehabt und Kaufverhandlungen mit dem Eigentümer geführt zu haben.

In einem Radio-Interview drohte der Hamburger Jurist dem Besitzer des brach liegenden Kleinower Bauernhofs sogar mit einer Verleumdungsklage, wenn dieser weiterhin unwahre Behauptungen aufstelle. Warum er das Dementi erst nach mehrtägigem Wirbel um den angeblich drohenden Verkauf an die Presse gab, das allerdings blieb erst einmal Riegers Geheimnis.

Der Eigentümer des Grundstücks bekräftigte hingegen, Rieger habe ihn im vergangenen Jahr einmal telefonisch kontaktiert. Die Verhandlungen führe er allerdings mit einer „Organisation“, deren Namen er nicht nennen wolle.

Ob der Neonazi-Anwalt ursprünglich wirklich an der brachliegenden LPG interessiert war, ist unter Verfassungsschützern umstritten. Das Potsdamer Innenministerium hatte in der vergangenen Woche ein Kaufinteresse Riegers bestätigt. Die Berliner Zeitung hingegen zitierte hingegen einen hochrangigen Verfassungsschützer, der Zweifel an dem Geschäft anmeldete und vor „Hysterie“ warnte.

Zuletzt hatte der Neonazi in Delmenhorst für Aufruhr gesorgt. Dort gab Rieger vor, ein Hotel kaufen und als Schulungszentrum nutzen zu wollen. Aus Angst vor den Neonazis kaufte die Stadt schließlich selbst für 3 Millionen Euro die Schrottimmobilie. Verfassungsschützer zweifeln allerdings, dass Rieger tatsächlich Interesse an diesem Gebäude hatte.

Rieger soll nach Informationen der Sicherheitsbehörden über erkleckliche Erbschaften aus der rechten Szene verfügen und neben dem „Heisenhof“ im niedersächsischen Dörverden in den vergangenen Jahren auch einen Kinokomplex in Hameln sowie das „Schützenhaus“ im thüringischen Pößneck gekauft haben. Im Herbst trat der Anwalt der NPD bei, inzwischen gehört er dem Bundesvorstand an. Ihm wird ein Interesse am Landesvorsitz der rechtsextremen Partei in Hamburg nachgesagt.

ASTRID GEISLER