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Archiv-Artikel

Dunkle Vermutungen in Somalia

Die Gier nach möglichen Uranvorkommen prägte den jüngsten Krieg mit

BERLIN taz ■ In Somalia spielten vermutete Uranvorkommen und der Umgang damit eine Rolle bei dem jüngsten Krieg. Dabei vertrieb die US-unterstützte Armee Äthiopiens die in Mogadischu herrschenden Islamisten. Iran habe Somalia Waffen gegen Uran angeboten, berichtete die UN-Expertenkommission zur Überwachung des geltenden Waffenembargos gegen Somalia im vergangenen November. Nach drei iranischen Rüstungslieferungen seien zwei Iraner nach Mogadischu gekommen, um das Geschäft zu besiegeln.

Die Islamisten dementierten: Das sei ähnlich haltlos wie die Mutmaßungen vor dem Irakkrieg, Saddam Hussein habe Uran in Niger kaufen wollen. Alarmstimmung löste der Bericht in den USA aber aus. „Die USA haben Panik gekriegt“, sagte der ehemalige US-Afrikastaatssekretär Herman Cohen.

Somalia soll Uranreserven von 6.600 Tonnen haben, in der zentralsomalischen Region Dhusa Mareb. Viel ist das nicht, aber es ist mehr als im Iran selbst, wo Uran gefördert wird. Tatsächliche Uranförderung hat es in Somalia nie gegeben. Ein brasilianisch-somalisches Joint Venture dafür im Wert von 300 Millionen Dollar scheiterte in den 80er-Jahren an finanziellen und logistischen Problemen. Daran war damals auf somalischer Seite auch irakisches Kapital beteiligt.

Für Somalia ist das Uran politisch wertvoller, wenn es im Boden bleibt. Am 29. Dezember, kurz nachdem die von Äthiopien besiegten Islamisten Mogadischu verlassen hatten, erklärte Somalias Botschafter in Moskau, Mohamed Handule, das somalische Uran gehöre eigentlich Russland: der frühere sozialistische Militärdiktator Siad Barre habe der Sowjetunion 1976 vertraglich die Exklusivrechte gewährt. Er sagte: „Konkret will ich niemanden nennen, aber ich sage, dass einige Länder an Uran in Somalia interessiert sind. Es gab einen Versuch, die Uranminengebiete zu besetzen – das ist ein Fakt. Dies veranlasste die USA und andere Mitglieder der Weltgemeinschaft, die Ereignisse in Somalia ernst zu nehmen.“

DOMINIC JOHNSON