: UNERKLÄRLICH
23. MINUTE, KLOSE IM NACHSCHUSS
Wie Gladiatoren waren sie einmarschiert in die Arena. Ihre Nationalhymne sangen sie nicht, sie brüllten. Dreißig Minuten später musste man sich um sie Sorgen machen. Eine weitere Stunde Fußball? Unmenschlich, dachte man. Derart labil waren die vormaligen Kraftprotze. Sie hatten mit rasendem Herzen, aber ohne Verstand gespielt. „Nach dem ersten Tor sind wir zusammengebrochen. Das hat keiner verstanden“, sagte Torhüter Júlio César. Es folgten vier Tore in sechs Minuten. Und es folgen Tausende Fragen, denen sich der brasilianische Fußball stellen muss. Man wird Antworten finden. Die Fragen zu diesem Spiel aber werden unbeantwortet bleiben. Für einen solch beispiellosen Zusammenbruch gibt es keine Erklärungen. Brasilien wollte die unverstandene Niederlage von 1950 vergessen machen. Nun haben sie ein noch unvergesslicheres und weitaus schwierigeres Rätsel zu lösen. JOHANNES KOPP
■ Analysen von Johannes Kopp auf taz.de