: Der Vollblut-Verdi
Der Tarifstreit zwischen Blutspendedienst West und Verdi ist beendet. Ein Gewerkschafter sieht sich als Gewinner
Etwas blass um die Nase wirkt der Blutspendedienst West nachdem er am Donnerstagabend einem Tarifkompromiss zugestimmt hat. Rund ein Jahr haben die Auseinandersetzungen um den Tarifvertrag im Unternehmen angedauert, bis es dem Arbeitgeber zu bunt wurde: „Wir sind Verdi entgegengekommen“, gab Friedrich-Ernst Düppe, Sprecher des Blutspendedienstes West, zu. Auf der Gegenseite freut sich Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Cremer: „Wir haben uns durchgesetzt.“ Ergebnis der Verhandlungen ist ein Haustarifvertrag, den Cremer, Vertreter von rund 200 Beschäftigten, als Erfolg verkauft.
Mit dem neuen Tarifvertrag bekommen die MitarbeiterInnen 400 Euro Einmalzahlung für das vergangene Jahr, für dieses Jahr wurden 450 Euro vereinbart. Ursprünglich wollte Verdi den Flächen-Tarifvertrag öffentlicher Dienst (TVöD) durchsetzen. Dass nun ein Haustarifvertrag herausgekommen ist, ist für Cremer kein Problem. Die Regelungen des TVöD seien weitgehend übernommen worden.
Die Blutkonserven waren für Verdi offenbar ein gutes Druckmittel. „Durch den Einigungstermin schrammen wir gerade an einer Versorgungskrise vorbei“, sagte Düppe. In den Spendezentren in Ratingen, Hagen und Münster blieben viele Transfusionsbeutel durch den Streik leer. Viele westdeutsche Krankenhäuser erhielten in den vergangenen Wochen außerdem nur eine Notversorgung mit Spenderblut. Teilweise mussten Blutpakete aus anderen Regionen eingeflogen werden, um die Nachfrage zu bedienen.
Cremer will sich jedoch nicht als Geiselnehmer der Blut-bedürftigen Patienten hinstellen lassen: „Wenn die Beschäftigten vom Arbeitgeber in den Streik gezwungen werden, dann muss der selbst schauen, wie der Ausfall ausgeglichen wird.“ Es gebe keinen Beweis für die angeblich große Knappheit. Den Ärztestreik hätten die PatientInnen außerdem auch überlebt.
Der Spendedienst West will bis Mitte nächster Woche den Blutverlust der letzten Wochen wieder ausgleichen. In den Laboren soll daher schneller gearbeitet werden – zumindest wenn es nach dem Arbeitgeber geht. Verdi-Vertreter Cremer will sich, mit Streik-gestärkter Brust, auf keine Zusagen einlassen: „Jetzt wird der Normalbetrieb wieder aufgenommen.“ Der Rechtsstreit mit dem Arbeitgeber werde sofort beendet. Alles böse Blut soll nun der Vergangenheit angehören.
MORITZ SCHRÖDER