: c/o Baustelle
KUNST Noch wirkt das neue Domizil im Amerikahaus unfertig, aber im Oktober will die Fotogalerie öffnen
„Das ist keine Inszenierung, das ist alles echt“, ruft Stephan Erfurt in den Baulärm. Der Fotograf und Mitgründer der Stiftung c/o Berlin sitzt vor einer Rigipswand in der ehemaligen Westbibliothek des Amerikahauses, über seinem Kopf hängen aufgerollte Kabel von der Decke. Die Baustelle wirkt auch gar nicht wie eine Kunstinstallation – und zudem alles andere als wie kurz vor der Fertigstellung. Trotzdem ist Erfurt zuversichtlich, dass der Eröffnungstermin für das Ausstellungshaus am 30. Oktober eingehalten wird.
Warum? 2002 habe die Galerie ganze 24 BesucherInnen verzeichnet – 2012 besuchten insgesamt 160.000 Menschen die wechselnden Fotoausstellungen der c/o. „Sie können also erahnen“, so Erfurts etwas umständliche Beweisführung, „mit welcher Hartnäckigkeit und Leidenschaft wir bereits diesen weiten Weg gegangen sind.“ Soll heißen: An so etwas wie einem Eröffnungstermin werde man nun auch nicht scheitern. Die Galerie soll sich im Amerikahaus auf 2.300 Quadratmetern ausbreiten.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 hat sich die c/o als Berliner Institution für zeitgenössische Fotografie etabliert. Im März 2013 musste sie nach einem Eigentümerwechsel ihren bisherigen Standort, das Postfuhramt in der Oranienburger Straße, verlassen. Dann kamen verschiedene Optionen nicht zustande, schließlich fand sich das Amerikahaus am Bahnhof Zoo. Seit 2006 war es ungenutzt, nun will die c/o das Haus gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung beziehen.
Crowd soll spenden
Ursprünglich war die Wiedereröffnung schon für das Frühjahr angekündigt. Aber noch ist das Land Berlin mit der Sanierung des Gebäudes beschäftigt. Der Innenausbau ist Sache der c/o und muss finanziell von ihr getragen werden. Eine Million der dafür benötigten 2,5 Millionen Euro würde durch die Lottostiftung gedeckt, ein weiterer Teil über ein Darlehen, erklärt Erfurt. Zusätzliche 100.000 Euro sollen über Crowdfunding aufgetrieben werden, 15.000 Euro seien bisher zusammengekommen.
Die für Herbst geplanten Ausstellungen werden allesamt Rückblicke sein: 1957 war Will McBride der erste Fotograf, dessen Werke im Amerikahaus ausgestellt wurden. Zur Eröffnung der c/o werden sie nun wieder den Auftakt bilden. Die zeitgleiche Ausstellung „Magnum Contact Sheets“ soll an die c/o-Gründungsausstellung von 2000 anknüpfen. HILKE RUSCH