: Die Funzeln der Finsternis
ILLUMINATION Energiesparlampen kommen mir nicht in die Fassung, solange sie graue Räume machen. Wer will denn wirklich, dass sein Knäckebrot am Frühstückstisch aussieht wie Erbrochenes?
Es ist Jahr für Jahr das Gleiche. Im Januar kommt mit der Post die Jahresendabrechnung des Energieanbieters, und der Mann fängt an zu greinen. „Wir müssen was tuhen! Wir müssen Strom sparen!!! Dreh doch endlich die Energiesparlampen rein, die ich gekauft habe!“ Ich bleibe kühl in diesem rituellen Januardialog, meine Antwort ist stets dieselbe: „Das mache ich, wenn diese Birnen endlich gutes warmes Licht geben. Und so weit ist es ja wohl offensichtlich noch nicht.“
Ich weiß nicht, woran es liegt, dass der Mann das Offensichtliche leugnet: Energiesparlampen machen graue Räume. Sie sorgen dafür, dass in ihrem Licht der Morgenkaffee nach Plörre und das Knäckebrot wie Erbrochenes aussieht. Zeitungsseiten verschwimmen, das Katzenfutter stinkt gleich noch mal so sehr, wenn ich es in anhaltender Düsternis in die Schale gabele. Woher ich das weiß? Der Mann hat sich in der Küche durchgesetzt, dort schwebt eine dieser dämmernden Birnen, ein auch designtechnisch missratenes Ding über dem Tisch. Dass es überhaupt eingeschraubt werden durfte, verdankt sich einzig meiner Kompromissfähigkeit.
Ansonsten herrscht Sparverbot in der Wohnung. Nicht auszudenken, wie sich solch eine Birne in meiner wunderbaren orangefarbenen Retrolampe im Flur ausnehmen würde. Oder in Omas alter Stehlampe im Wohnzimmer. Indiskutabel ist die Verwendung der Freunde-der-Erde-Lampe erst recht im Badezimmer – dort müsste ich Minuten warten, bis sich im Spiegel die Umrisse meines eh schon zerknitterten Morgengesichts herausschälen würden. Ein ohnehin recht unerfreuliches Ereignis.
Ich weiß, es gibt diese teuren Energiesparlampen. Die sollen schnell hochfahren, und die Tüftler in den Lichtlaboren haben allerlei Lichtspektren reingefummelt. Aber mich können die nicht täuschen. Es tut mir leid für Mutter Erde und den Mann –aber noch überzeugt mich das nicht. Meldet euch wieder, wenn ihr so weit seid! ANJA MAIER