Ein Jahr vor der Wahl
: Niedersachsen in schwarz und gelb

Politiker wollen Wahlen gewinnen – keine Umfragen. Dennoch ist das Urteil der Demoskopen über die Aussichten von SPD-Fraktionschef Wolfgang Jüttner, am 27. Januar 2008 den CDU-Regierungschef Christian Wulff zu beerben, niederschmetternd. Selbst die Hälfte der SPD-Anhänger würde derzeit beim Schwarzen ankreuzen.

Kommentarvon Kai Schöneberg

An der Jüttner-Malaise wird deutlich: Die Sozialdemokraten haben das Land unter Gerhard Schröder in den 90er Jahren dominiert, aber offenbar im Regierungsrausch versäumt, einen konsens- und widerstandsfähigen Nachfolger heranzuziehen. Auch der lange als Kronprinz gehandelte Landesparteichef Garrelt Duin weiß das – und hat sich deshalb entschlossen, in Berlin zu bleiben.

So tritt die SPD nach den verschlissenen Ministerpräsidenten Glogowski und Gabriel mit einem zweifellos integren Mann vor das Wahlvolk. Sein Kontrahent Wulff ist aber nicht nur gut eine Dekade jünger als der dann 60-jährige Jüttner. Wulff ist auch auf der bundespolitischen Bühne deutlich präsenter. Ihm und seiner Koalition kann wohl nur noch wenig den Wahlsieg vermiesen. Grobe Schnitzer sind kaum zu erwarten: Gegen Ende der Wahlperiode legt Schwarz-Gelb die Hände in den Schoß.

An Störungen bliebe da eigentlich nur zu viel Hochmut gegenüber dem Gegner – oder ein politisches Erdbeben aus Berlin.