Ausflug zu den Explosivlaichern

ZUVERSICHT Von einem 1:2 beim SC Freiburg lässt sich der VfL Wolfsburg nicht die Stimmung vermiesen

Temperaturmäßig herrscht derzeit ein ordentliches Nord-Süd-Gefälle. Während sich im Nordosten Zoo-Eisbär und Freiland-Wolf wohlfühlen, sind im Südbadischen die Erdkröten erwacht. In Freiburg wird deshalb bei einsetzender Dämmerung eine Straße gesperrt, die bei Fußballspielen als Schleichweg Richtung Stadtmitte dient.

Dass die Spieler des VfL Wolfsburg deshalb bei der Rückfahrt gen Norden Umwege in Kauf nehmen mussten, ist unwahrscheinlich: Ihr Busfahrer Guido Vicinotti gilt als ausgesprochen gewissenhafter Vertreter seiner Zunft und hatte daher die Pressemitteilung des „ökologisch engagierten Vereins“ SC Freiburg sicher gelesen – darin warb man um Verständnis für die „Explosivlaicher“.

Zu Recht zufrieden

Trotz der Niederlage wirkten die Angestellten des VfL allerdings so zufrieden, dass sie sicher auch gerne ein paar Amphibien über die Straße getragen hätten, um alle Kreaturen an ihrer Freude am Dasein teilhaben zu lassen. Nicht nur Pierre Littbarski klang nach dem Schlusspfiff, als dürfe er einen Auswärtssieg kommentieren: „Nur so wie wir heute gespielt haben, können wir Punkte holen.“

So grotesk ein Satz wie dieser nach einem 1:2 klingen mag: Der Interimscoach hatte gar nicht mal so Unrecht. Tatsächlich hätte man den ersten Freiburger Treffer durch Stefan Reisinger (43.) auch wegen eines vorangegangenen Handspiels von Anton Putsila aberkennen können, was bei den unumstrittenen Toren von Patrick Helmes (28.) und Freiburgs Papiss Demba Cissé (70.) zu einem Remis gereicht hätte.

Der wäre durchaus verdient gewesen: Der VfL zeigte abgesehen von einer Schwächeperiode zu Beginn der zweiten Hälfte kämpferisch und spielerisch eine richtig gute Leistung. Besonders Diego tat sich dabei mit klugen Pässen und hohem Laufpensum hervor. Vor Wochenfrist noch wegen eines absprachewidrig verschossenen Elfmeters suspendiert, kamen dem Brasilianer nun ein paar besonders nette Worte von Coach Littbarski zu: „Ich will ihm helfen, dass er wieder dahin kommt, wo er vor zwei Jahren in Bremen war.“ Er werde jedenfalls weiter feilen, so Littbarski, an der „Umstellung auf Kombinationsfußball“.

Rückhalt für den Trainer

Ganz uneigennützig dürften die Hinweise auf die Spielphilosophie nicht gewesen sein: Die nackten Zahlen – zwei Spiele, zwei Niederlagen – dürften Littbarskis Standing bei den VW-Bossen nicht unbedingt erhöhen. Immerhin schien Manager Dieter Hoeneß der Freiburger Nachmittag gefallen zu haben. Auf die Frage nach einer Ablösung Littbarskis antwortete er: „Sie haben doch das Spiel gesehen, oder?“ CHRISTOPH RUF