: Sonntagsfrage
In 9 Tagen entscheiden die ARD- IntendantInnen, wer anstelle von Günther Jauch die Sendung von Sabine Christiansen übernehmen soll. Wen wünschen sich MedienexpertInnen? Und wie soll der Sonntagstalk gestaltet werden?
Klaus Harpprecht, Journalist und ehemaliger Redenschreiber von Willy Brandt:
Wenn es eine Frau sein soll: Warum nicht Nina Ruge? Sie hat die Welt der Prominenz durchhäkelt, lässt sich so rasch von niemandem beeindrucken, ist vernünftig, gescheit und politisch nicht uninteressiert. Außerdem lässt sie sich nicht unter die Berliner Glasglocke verbannen und muss sich nichts mehr beweisen.
Und wenn es ein Mann sein darf: Auch Michael Naumann muss sich nicht mehr profilieren. Er kennt seine Pappenheimer, ist rundum gebildet und hat Witz. Er wäre sich für Alltagsthemen nicht zu schade. Ich plädiere dringend dafür, dass Gäste wie der heitere Blüm, der vergeistigte Geißler, der Geheimrat Westerwelle und Oskar Lafontaine zukünftig nicht mehr eingeladen werden. Darauf sollten sowohl Nina Ruge, als auch Michael Naumann einen Schwur ablegen.
Für das neue Format schlage ich vor, die Gäste um einen Tisch zu platzieren anstatt sie wie verkrampfte Examenskandidaten in einer Schulreihe bloßzustellen. Das würde eine allgemein entspanntere Atmosphäre schaffen, die sich positiv auf die Akteure auswirkt. Weiter von Vorteil ist, dass den Zuschauern so die Socken der Herren und zu kurze Röcke der Damen erspart bleiben. Wichtiger als alles andere: Verzicht auf jeden Proporz und jeden Versuch einer Ausgewogenheit. Die Moderatoren sollten frei entscheiden, wen sie einladen möchten. Jeder Versuch einer Partei-, Regierungs- oder Botschaftsintervention sollte vor Beginn der Sendung bekannt gemacht werden. Wer eingeladen ist, spricht für sich selber und sollte Partei- oder Organisationszugehörigkeit an keiner Stelle erwähnen. Rundfunk- oder Fernsehräte sowie Mitglieder von Pressestellen sollten von der Mitwirkung ausgeschlossen werden.