genießerprobleme : Schokoladig im Abgang
Schokolade zum Wein? Was noch vor wenigen Jahren ein Tabu war, ist inzwischen zu einem der meist diskutierten Themen der deutschen Weinszene geworden. Wer schon einmal zu Mousse au Chocolat den letzten Schluck des vom Hauptgang übrig gebliebenen Rotweins probierte, weiß, was man falsch machen kann.
Am Sonntag haben die Berliner nun die Gelegenheit, ausgewählte Wein-Schoko-Kombinationen zu probieren: bei der sechsten Jahrespräsentation des Weinbunds im Wilmersdorfer Logenhaus. Der Zusammenschluss von zehn Berliner Händlern will seinen Kunden jenseits des gängigen Sortiments Erzeugnisse von kleinen, unabhängigen und natürlich auch biologischen Winzern anbieten. Das Thema ihrer diesjährigen Präsentationen stellte die Händler vor unerwartete Schwierigkeiten. „Wir haben uns mit 20 Weinen und 20 Schokoladen zurückgezogen und versucht, die besten Kombinationen herauszufinden“, erzählt Philipp Schreiber von der Dahlemer Weinhandlung Hardy. „Von 400 möglichen Kombinationen waren wir nur mit fünf zufrieden.“
Tatsächlich gibt es Grundregeln. So wird die Verbindung von Milchschokolade mit süßen Weinen empfohlen. Zu den immer populärer werdenden dunklen Schokoladen mit einem Kakaoanteil zwischen 70 und 80 Prozent passen dagegen kräftige, aber nicht zu tanninhaltige Rotweine.
Aber das ist eben nur die Theorie. Bei der Charlottenburger Weinhandlung Vinum zum Beispiel wollte man zu dem weißen Süßwein Moscatel de Setubal Schokotrüffel verkosten lassen. Doch, so Catharina von der Goltz, „das war viel zu eindimensional. Süß und ganz süß, das geht gar nicht“. So entschied man sich, bei der Jahrespräsentation die salzige Milchschokolade Lattesol anzubieten, die ein Gegengewicht zu dem 17,5-prozentigen Wein aus Portugal schafft.
Und auch bei Hardy hatte man ein Problem. Während die eine Verkostung ergab, dass der rote intensiv nach Kakao duftende „Cairanne“ von der Rhone am besten zu einer säuerlich fruchtigen „Forastero“ aus Ecuador schmeckt, kamen andere Probanden zu dem Ergebnis, dass diese Schokolade überhaupt nicht passe, und hielten dagegen eine nach Tabak und grünem Kaffee schmeckende „Trinitario“ aus Grenada für die bessere Wahl. Am Sonntag wird Hardy daher nun beide Schokoladen anbieten, so kann sich jeder selbst ein Urteil bilden.
Testen kann man auch eine Schokolade, die in Berlin hergestellt wird: Zu einer Pfälzer Gewürztraminer Auslese gibt es „Adriaans Weiße mit Kardamom“, hausgemacht von Kochlehrling Adriaan Held. Denn die Jahrespräsentation soll auch kleine Schoko-Produzenten unterstützen, die seltene und vom Aussterben bedrohte Kakaosorten kultivieren. SABINE HERRE
Jahrespräsentation Weinbund Berlin, Logenhaus, Emser Straße 12–13, Wilmersdorf, Sonntag, 14 bis 20 Uhr