DAUMENKINO
: „Jack in Love“

Eine Vierpersonengeschichte: Jack (Philip Seymour Hoffman) ist Chauffeur und allein und kein Held in der Annäherung ans andere Geschlecht, dem er aber eigentlich recht zugeneigt ist. Clyde (John Ortiz) ist sein bester Freund, ein verheirateter Mann, der im sozialen Umgang Jack so ziemlich alles voraus hat. Allerdings ist seine Ehe mit Lucy (Daphne Rubin-Vega) aufgrund einer, wie es scheint, eigentlich alten Geschichte in ziemlicher Not. Um Jack aus seiner selbst verschuldeten Isolation zu helfen, schleppt Lucy, die in einem Beerdigungsinstitut arbeitet, einen anderen schwierigen Fall an: ihre neurotische, schüchterne und attraktive Kollegin Connie (Amy Ryan).

Dem Film, der von diesen Figuren und ihren Nöten erzählt, liegt ein Theaterstück von Bob Glaudini zugrunde. Inszeniert und gespielt wurde es in fast derselben Konstellation. Philip Seymour Hoffman, der als Schauspieler mühelos zwischen Bühne und Film wechselt, inszeniert sich in seinem ersten Spielfilm also in vertrauter Umgebung. Dass er das wirklich schlecht macht, kann man nicht sagen. Die Tonfälle, den Stil der Neurosenkomödie mit dem Herzen am rechten Fleck, überhaupt alles, was man im Guten und mehr im Bösen mit dem Indie-Festival Sundance verbindet, bekommt er souverän hin. Der Regisseur Hoffman schont den Hauptdarsteller nicht – in vielen Großaufnahmen, die man schwerlich als schmeichelnd bezeichnen kann. Der oft etwas arg virtuose Hauptdarsteller Hoffman beschert, was er allerdings sehr oft tut, seinem Regisseur im Gegenzug ein nicht unbeträchtliches Rampensau-Problem.

Mit akkuraten Theaterdialogen bewegt sich das Beziehungsdrama an allen vier Enden erst voran, dann wieder zurück, dann im Kreis, und unvermeidlich kommt es dann, bei einer Essenseinladung, zum großen Clash. Jack lernt Kochen und Schwimmen, um mit Connie im Sommer dann auf Bootsfahrt zu gehen. Eine Weile laufen die Dinge recht gut, später dann nicht mehr. Einstellung für Einstellung ist das recht präzise, aber nicht sonderlich inspiriert und ohne wirkliches Gefühl für Milieus und soziale Umstände inszeniert. Hoffman als Riesenbaby im Wasser, der eine oder andere peinliche Moment bleiben im Gedächtnis.

Andererseits muss man sagen: Den Film, der „Jack in Love“ so gern wäre, den gibt es bereits. Er ist ein ziemliches Meisterwerk, heißt „Two Lovers“ und stammt von James Gray. In deutschen Kinos sah man ihn nicht, auf DVD aber ist er zu haben.

EKKEHARD KNÖRER

■ „Jack in Love“. Regie: Philip Seymour Hoffman. Mit Philip Seymour Hoffman, Amy Ryan u. a., USA 2010, 89 Min.