: Klatsche für Hertha
Die Berliner verlieren in der Fußball-Bundesliga 0:5 gegen Hannover – das ist die höchste Niederlage seit 1991
Die Katastrophe kam völlig überraschend. Wie ein unangekündigter Orkan hatte Hannover 96 am Mittwochabend die Hertha-Abwehr durcheinandergewirbelt. Am Ende stand es 5:0 für die Niedersachsen. In der Vereinsstatistik von Hertha muss man lange zurückblättern, um auf eine ähnlich verheerende Niederlage zu stoßen. Am 5. April 1991 verloren die Berliner 0:6 in Bremen. Die Deklassierung durch Hannover ist jedoch von besonders erniedrigender Art. Schließlich bekamen die Berliner ihre Grenzen von einem vermeintlich Schwächeren aufgezeigt
Dabei sah zuvor der Hertha-Himmel so heiter aus. Am Wochenende startete das Team mit einem 2:1 Sieg gegen den VfL Wolfsburg gut in die Rückrunde und festigte seinen fünften Tabellenplatz. Die Mannschaft wirkte stabil genug, um ihrem Trainer zu seinem Jubiläumsspiel – er saß in Hannover zum 100. Mal auf der Bank – ein kleines Geschenk zu bereiten. Die Vereinsführung hatte sich bereits wenige Stunden vor dem Anpfiff nicht lumpen lassen und bereicherte überraschend das Götz-Ensemble um einen brasilianischen Nationalspieler. Kurz vor Schließung des Transfermarktes nahm man Carlos Luciano Da Silva vom FC São Paulo unter Vertrag. Der 31-Jährige, der den Künstlernamen Mineiro trägt, nahm bereits in Hannover auf der Tribüne Platz.
Das Schauspiel, das sich ihm bot, dürfte ihm einen Schrecken eingejagt haben. Sein neuer Mannschaftskamerad Pal Dardai sagte: „Ich habe nicht einen gesehen, der richtig gekämpft hat, mich eingeschlossen. Das war das schlimmste Spiel, an das ich mich erinnern kann.“
Der Ausfall der Abwehrspieler Josip Simunic und Dick van Burik konnte zu keiner Zeit kompensiert werden. So dürfte Mineiro, der eigentlich einem gut funktionierenden Hertha-Kollektiv ein wenig Glanz verleihen sollte, in Kürze schon mit allerlei Erwartungsdruck belastet werden. Der Neuzugang hat nämlich Defensivqualitäten. Er kann auf der rechten Abwehrseite eingesetzt werden.
Trainer Götz leugnete auf der Pressekonferenz gestern das historische Ausmaß der Niederlage in Hannover: „Das war ein Unfall. Es gibt so ein, zwei Spiele in der Saison. Das gab eine große Beule. Aber wir packen da jetzt Eis drauf und zeigen gegen den Hamburger SV unser wahres Gesicht“. Die Partie am Samstag gleicht einem Duell angeschlagener Boxer. Der HSV, vor der Saison noch ein Meisterschaftskandidat, ist als Tabellenletzter mit so vielen Beulen übersät, dass er im Vergleich zum Vorjahr kaum wieder zu erkennen ist.
Falko Götz hat eine recht simple Vorstellung davon, wie sein Team zu alter Stärke zurückfinden könnte: „Jeder guckt jetzt in den Spiegel. Wenn jeder ehrlich zu sich ist, wird am Samstag eine ganz andere Leistung herauskommen.“ Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass es Götz mit einem neuen Gesicht versucht. Mineiro ist ab jetzt spielberechtigt. Johannes Kopp