Gaddafi zerstört Libyen – der Westen rettet nur die eigenen Leute

MILITÄREINSATZ Ausländische Kriegsschiffe vor Libyens Küste, aber niemand stoppt das Blutvergießen im Land

BERLIN/TRIPOLIS taz/rtr | Eine Armada von Kriegsschiffen ist nach Libyen unterwegs. Die deutsche Fregatte „Rheinland-Pfalz“ und das Versorgungsschiff „Berlin“ trafen gestern in Malta ein und sollten am Abend mit der Fregatte „Brandenburg“ in libysche Gewässer auslaufen. Vier Fregatten der Türkei sind im Einsatz. Sogar China hat ein Kriegsschiff von Somalia nach Libyen abkommandiert.

Es geht dabei aber keineswegs darum, etwas gegen das Massenmorden in Libyen zu tun, wo das Gaddafi-Regime unvermindert brutal gegen Rebellen und Oppositionelle kämpft und gestern erneut zahlreiche Zivilisten getötet wurden. Es geht darum, die Evakuierung der eigenen Landsleute abzusichern – von 30.000 Türken, 7.000 EU-Bürgern, 30.000 Chinesen, dazu Nordamerikanern, Ostasiaten und Osteuropäern. Rund die Hälfte dieser privilegierten Ausländer konnte bereits ausreisen. Italien und Großbritannien erwägen nun die Entsendung von Spezialkräften auf libysches Gebiet, um Staatsbürger in Sicherheit zu bringen. Tausende Menschen fliehen auf dem Landweg nach Ägypten, Tunesien und Algerien.

Sicherheit für die Libyer bietet niemand. Mehrere tausend Menschen, sagte gestern die UN-Menschenrechtskommissarin, Navi Pillay, sind bereits in Libyen getötet oder verletzt worden. Die EU, die Nato und der UN-Sicherheitsrat berieten gestern über die Lage. Beschlüsse etwa zu Sanktionen dürften frühestens nächste Woche gefasst werden.

Gaddafi trat am Freitagabend Fernsehberichten zufolge auf dem Grünen Platz in Tripolis auf und rief seine Anhänger auf, „Libyen zu verteidigen“. D. J.

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