leserinnenbriefe
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Projekte zum Scheitern gebracht

■ betr.: „Grabe, wo du stehst“, taz bremen vom 19. 2. 2011

Es ist richtig von der taz, die Geschichte des Lagers Sandbostel auch in Bremen verstärkt bekannt zu machen. So kann sich jeder Mensch ein detailliertes Bild von dem Ort machen, welcher ein zentrales logistisches Zentrum der Zwangsarbeit unter der Nazi-Herrschaft in unserem nordwestdeutschen Raum war und zu einer lebendigen Gedenkstätte entwickelt werden sollte.

Der verwendete Begriff „Grabe, wo du stehst“ ist jedoch (...) eine Ironie auf die Verhältnisse, als die Verantwortlichen der Stiftung Lager Sandbostel unter Druck von Lokalpolitikern es akzeptiert haben, dass für weite Teile des ehemaligen Lagergeländes faktisch ein Grabungsverbot, verfügt durch die Kreisarchäologie des Landkreises Rotenburg/Wümme, hingenommen werden muss. Dazu zählt insbesondere der Bereich der ehemaligen Kommandantur, wo auf dem Grundstück des Landkreises unbestritten noch zahllose Fundstücke und möglicherweise mehr verborgen liegen.

Die Aussage, dass sich Vereine in der Stiftung engagieren, ist irreführend. Dies war in der Tat ursprünglich beabsichtigt. Alle Projektideen und -ansätze wurden jedoch politisch zum Scheitern gebracht. Der ursprünglich treibende Verein „Gedenkstätte“ konnte sich als einziger noch einen sehr begrenzten Spielraum dort erhalten, wo er außerhalb des Bereichs der Stiftung agiert. Ihm droht nach wie vor, zu einer Spendensammelstelle degeneriert zu werden. Alle weiteren vertretenen Vereine dienen heute als Platzhalter zur weitgehend verwirklichten politischen Einkreisung der Gedenkstätte.

Deutlich werden die wahren Machtverhältnisse, wenn man sich vor Augen führt, dass die Stiftungsvertreter sich weder zum Grabungsverbot, noch zu der dem Ort die Würde raubenden Präsenz eines angrenzenden Hundehofes noch zum Bau eines Wohnhauses auf dem ehemaligen Appellplatz des sogenannten OSTE-KZ – entgegen dem bestehenden Denkmalschutz – äußern mögen. Nennt man so etwas einen „Politischen Maulkorb“? KURT RINGEN, Gnarrenburg

Heute Blume, morgen ein Monster

■ betr.: „Das Rauf-Wetter“, taz bremen vom 14. 2. 2011

In der oben genannten Ausgabe wird fälschlicher Weise behauptet, einer unserer Mitarbeiter habe die Erzieherinnen in den Kindergärten und Schulen kritisiert: „Jungen wollten nicht Blumen malen, sondern Monsterfiguren, Kampf und Bewegung.“ Diese Aussage ist von dem betreffenden Mitarbeiter nie gemacht worden und zudem inhaltlich falsch (...). Die Mitarbeiter des Bremer JungenBüros haben in vielen Fortbildungen für ErzieherInnen und LehrerInnen feststellen können, dass die Frauen in diesen Berufen in der Regel eine engagierte und sehr wertvolle Arbeit leisten. Dies gilt entgegen der landläufigen Meinung im Großen und Ganzen auch für den Kontakt mit Jungen. Eine pauschale Kritik, dass diese die ihnen anvertrauten Jungen quasi dazu zwingen würden, Blumen zu malen, ist deshalb völlig verfehlt.

Mit unserer Arbeit verfolgen wir das Ziel, dass Jungen (und natürlich auch Mädchen) mehr Wahlmöglichkeiten bekommen, wie sie sich jeweils zeigen möchten. Deshalb ist es aus unserer Sicht durchaus wünschenswert, dass sich mehr Männer für soziale Berufe (...) interessieren, weil Jungen auf diese Weise noch weitere Rollenmodelle kennenlernen. Wir gehen davon aus, dass Jungen ihre Interessen selbst äußern können. Entsprechend sollten sie sich selbst aussuchen dürfen, ob sie heute eine Blume oder morgen ein Monster malen, und weder von Erzieherinnen, von Mitarbeitern aus Beratungsstellen noch von taz-Redakteuren auf eine bestimmte Rolle festgelegt werden. Die Mitarbeiter des Bremer JungenBüro e.V.