Kliniken vor dem Kollaps

GESUNDHEITSVERSORGUNG Niedersachsens Sozialministerin und Krankenhäuser kritisieren ungerechte Finanzierung der Kliniken. 60 bis 70 Prozent von ihnen im Land schrieben rote Zahlen

Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft und Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD) haben erneut vor einem Kollaps von Kliniken im Land gewarnt. 60 bis 70 Prozent der Häuser schrieben rote Zahlen, sagte Rundt am Mittwoch in Hannover. Die Krankenhausgesellschaft macht noch bis morgen mit Aktionen auf die Missstände aufmerksam: Nach ihren Daten sind zwei Drittel der rund 190 Krankenhäuser in Niedersachsen in ihrer Existenz bedroht.

Für die Krankenhausgesellschaft überreichte Verbandsdirektor Helge Engelke die ersten 2.000 Unterschriften, die in der Aktionswoche gesammelt wurden. Rundt und Engelke forderten erneut vom Bund, die Berechnungssätze pro Patient anzugleichen, die sich in den Bundesländern unterscheiden. Die Werte werden mit den Krankenkassen ausgehandelt. In Niedersachsen liege dieser Landesbasisfallwert bei 3.117 Euro und damit unter dem von 3.325 in Rheinland-Pfalz. Die Patienten in Niedersachsen zahlten die gleichen Kassenbeiträge, sagte Rundt. „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Leistungen schlechter sind.“

Zusätzlich fehle den Kliniken das Geld für Investitionen. „Auf einen gigantischen Investitionsstau von bundesweit geschätzt 15 Milliarden Euro in den Krankenhäusern muss die Politik endlich eine Antwort geben“, sagte der Leiter des Kreiskrankenhauses in Osterholz bei Bremen, Klaus Vagt. Rundt forderte ein 500 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm des Bundes für Deutschlands Kliniken.

In Niedersachsen sollen insgesamt 25 Krankenhäuser in diesem Jahr vom Land rund 120 Millionen Euro für Investitionen in Neubauten oder Sanierungsvorhaben erhalten. Weitere rund 110 Millionen stehen Rundt zufolge für die Anschaffung von Geräten bereit. Die Investitionsanträge der Krankenhäuser beliefen sich allerdings auf 1,1 Milliarden Euro.

Unter den Missständen litten Patienten und Personal, machten Praktiker aus der Pflege deutlich. „Mitarbeiter verabschieden sich aus dem Beruf, gehen gar nicht erst in die Ausbildung oder flüchten sich in Krankheiten“, sagte Rolf Weiß, Vorsitzender der Landesgruppe im Bundesverband Pflegemanagement.  (epd)