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■ KommentarSchöne Bescherung

In seiner Rolle als versöhnender Weihnachtsmann gefällt sich Senator Thomas „Konsens“ Mirow gut. Erst brachte er uns den Schmuddelkindern aus der Hafenstraße näher, und nun beeindruckt er im stadtentwicklungspolitischen Halbjahres-Galopp mit einer gar nicht lauen Lösung für den heiß umkämpften Laue-Komplex.

Die ist allerdings auch seit Jahren überfällig – Hausbesetzungen, polizeiliche Tränengaseinsätze, Abriß und blinde Zerstörungswut wären vermeidbar gewesen, hätten Politiker und Investoren nicht erst im 27. Jahr nach 1968 die sensationelle Entdeckung des Dialogs gemacht. Immerhin wurden die wichtigsten Forderungen – preisgünstige Mieten und keine soziale Verdrängung – erfüllt. Die Stadt ist ihrer Verantwortung im Sanierungsviertel nachgekommen, selbst die Investoren konnten zu Zugeständnissen bewegt werden. Droht das Viertel nun – da die Feindbilder weg sind – gar ins Bürgerliche abzudriften?

Ein schaler Nachgeschmack bleibt bei den Wohnprojekten: Die Gruppe Kampstraße 7 darf zwar weiter leben, muß aber das Viertel verlassen. Und die – glücklicheren – Nimm 2er dürften nach dem jahrelangen Hickhack zermürbt sein. Fraglich ist, wie die Steb – eine der Behörden, die 1996 am meisten sparen soll – das Haus überhaupt finanzieren will.

Die Geschenke für '95 sind also abgeliefert. Schön. Auf unserem Wunschzettel, Herr Senator, stehen aber neben der Roten Flora noch der Erhalt der LaMa-Häuser, der Eisfabrik in Hamm-Süd ... und ganz oben bessere Bürgerbeteiligung.

Heike Haarhoff

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