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Würzige Lösung für Laue

■ Städtebaulicher Vertrag für ehemalige Gewürzfabrik unterzeichnet / Mehr an Wohnraum, dafür weniger Gewerbe / „Nimm 2“ gesichert Von Heike Haarhoff

Seinen warmen Segen und eine milde Gabe in Form des heiß ersehnten städtebaulichen Vertrags bescherte Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) gestern dem Laue-Komplex im Schanzenviertel: Nach jahrelangen zähen Verhandlungen, Hausbesetzungen und -räumungen haben die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) und die Eigentümerin des ehemaligen Gewürzfabrik-Areals, die B & D Grundbesitzverwaltungsgesell-schaft, jetzt den „mit 160 Millionen Mark Investitionsvolumen bundesweit größten städtebaulichen Vertrag“ unterzeichnet. Er regelt Sanierungsablauf sowie künftige Nutzung der Gebäude und Grundstücke zwischen Lager-, Stern-, Ludwig- und Schanzenstraße.

Ziel ist, preisgünstigen Wohnraum zu schaffen bzw. zu erhalten. Die Wohnfläche wird von jetzt 6500 auf 20.000 Quadratmeter erhöht, der Gewerbeanteil von 19.000 auf 14.000 Quadratmeter gesenkt. Überraschend: Sämtliche 81 Altbauwohnungen werden mit öffentlichen Mitteln instand gesetzt und modernisiert. Die künftigen Nettokaltmieten liegen so mit 8,30 Mark pro Quadratmeter um 1,50 Mark unter dem günstigsten 1. Förderungsweg des Sozialwohnungsbaus. „Uns fällt ein Stein vom Herzen, die soziale Verdrängung im Viertel ist dadurch praktisch ausgeschlossen“, strahlt Dieter Lux, Prokurist der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg), die das Vertragswerk in 18 Monaten ausgehandelt hat.

Zudem entstehen 181 neue Wohnungen, von denen lediglich 24 frei finanziert werden. Der Rest wird öffentlich im 1. oder 3. Weg gefördert. Für alle Wohnungen sind 300 Stellplätze in Tiefgaragen zugesagt – von Ablösesummen ist keine Rede mehr. „Die Investoren sind unseren Forderungen in weiten Teilen nachgekommen“, wundert sich AnwohnerInnen-Vertreter Gerhard Förster über das plötzliche Entgegenkommen.

In das über Jahre umstrittene Gebäude Schanzenstraße 56-62 wird zwar kein Wohnprojekt einziehen, dafür soll der Altbau – wie die Kampstraße 6 – als erstes Haus ab Anfang Januar modernisiert werden. Bereits am 28. November hatte die Steb die Förderungswürdigkeit ausgesprochen. Auch in anderen bisher strittigen Punkten lenkten die Investoren ein: Zum Wohnprojekt Nimm 2 versprach Mirow: „Die Stadt beabsichtigt, die Ludwigstraße 8 anzukaufen“, und sicherte zu, daß Nimm 2 anschließend einziehen dürfe. Damit sind die ProjektlerInnen die Sorge los, wie sie die Millionen für den Kaufpreis zusammenkratzen sollen. „Über den verhandeln wir noch, aber ich gehe davon aus, daß die Ludwigstraße 8 bis zum 30. Juni übergeben wird“, versicherte Investoren-Vertreter Thomas Lange.

Das zweite Wohnprojekt wird die Kampstraße 7 verlassen müssen, sobald die Stadt einen anderen Standort gefunden hat. Im Gespräch ist das gründerzeitliche Haus Budapester Straße 8, dessen (Fassaden-)Erhalt der Stadtplanungsausschuß Mitte jüngst beschlossen hat. Erste Neubauprojekte werden Anfang 1996 die Schanzenstraße 48 sowie die dreigeschossigen „Nord/Süd-Terrassenhäuser“ zwischen Lager- und Kampstraße sein. „In fünf Jahren“, hofft ein optimistischer Steg-Sprecher Rüdiger Dohrendorf, „ist Laue über die Bühne.“

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