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Haushälterisch: Parlament spart an Inhalten

■ Frauenhaus-Protest abgewürgt / Sozial-Senatorin frißt Weisheit mit Löffeln

„Spart an euren Diäten, nicht an uns – Hände weg von den Frauenhäusern“. Dieses Transparent gestern in der Hamburger Bürgerschaft auszurollen gelang den Mitarbeiterinnen nur ein Sekündchen lang. Dann stürzten sich die Sicherheitskräfte auf das kleine Trüppchen, und in einem kurzen Tauziehen konnten die Muskelmänner in Schlips und Kragen das unanständige Transparent an sich reißen.

Die Frauenhaus-Frauen waren anläßlich der Parlamentsdebatte um den Sozialhaushalt gekommen; auf drei Mitarbeiterinnen, darunter Berufspraktikantinnen mit Ausbildungsverträgen, müssen die Zufluchtsstellen für mißhandelte Frauen und Kinder im nächsten Jahr verzichten. Das wollen die Betreuerinnen nicht widerstandslos hinnehmen. Die Sozialbehörde entziehe sich der Verantwortung und versuche, sich massiv in die inhaltliche Konzeption der autonomen Frauenhäuser einzumischen.

Die Rathaus-Sicherheitskräfte hatten frühzeitig mitbekommen, daß offenbar Protestaktionen bevorstanden. „Da sitzen fünf Türken oben“, drönte einer in seinen Walkie-talkie. Als die „action“ endlich kam, erschien auch die Polizei, nahm die Personalien von etwa zehn Frauen auf und eskortierte sie aus dem Rathaus.

Derweil klopfte Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel sich selbst auf die Schulter: Sparen müsse man wohl, Schonbereiche gebe es aber, und was die Behörde daraus macht, findet die Sozialsenatorin ziemlich beeindruckend. sim

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