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Streikende gespalten

■ Protest bei Eisenbahnern bröckelt. Premier Juppé hält an Sparplan fest

Paris (taz) – Verhandlungen sofort – notfalls die ganze Nacht hindurch, verlangte gestern, am 21. Tag des Streiks, der Chef der Gewerkschaft FO, Marc Blondel, in einem Schreiben an Premierminister Alain Juppé. Andernfalls könne er keine Verantwortung für den Fortgang der Bewegung übernehmen. Der auf Donnerstag angesetzte „Sozialgipfel“ käme „viel zu spät“. Gleichzeitig begann sich die Streikbewegung zu spalten: Während landesweit Vollversammlungen der Eisenbahner für eine Fortsetzung des Kampfes stimmten, entschieden ihre Kollegen in Straßburg, Lille und Calais, die Arbeit wieder aufzunehmen. In Nancy, wo einige Gewerkschaften zum Abbruch, andere zum Weitermachen aufgerufen hatten, fiel die Abstimmung über Fortgang oder Ende des Streiks unentschieden aus.

Züge verkehrten gestern auf dem französischen Eisenbahnnetz nicht. Nur in der Pariser Metro waren am Morgen ein paar Bahnen der Linie 7 unterwegs. Am Nachmittag waren die Metro-Eingänge wieder geschlossen.

Premierminister Juppé erklärte, er werde am kommenden Donnerstag den „Sozialgipfel“ präsidieren. Für eine Fortsetzung des Streiks gibt es damit nach seiner Lesart „keine Motive“ mehr. Außenminister de Charette behauptete, die Regierung habe „viele Zugeständnisse“ gemacht. In der Frage des Sparplans für die Sozialversicherung, dessen Rückzug am Dienstag landesweit rund 2 Millionen Demonstranten gefordert hatten, zeichnete sich auf Regierungsseite keine Bewegung ab. Die beiden Gewerkschaften FO und CGT bleiben bei ihrem Aufruf zu einem erneuten nationalen Aktionstag am Samstag. „Die Streikbewegung hat eine eigene Dynamik entwickelt“, sagte der Chef der kommunistischen CGT. Dorothea Hahn

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