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Vorschlag

■ „diyalogisch! Theaterfest 96“ im Ballhaus Naunynstraße

Seit mehr als zehn Jahren bringt das Türkische Kulturensemble „Diyalog“ den Berlinern türkische Kultur jenseits des Dönerkebabs nahe. Jedes Jahr haben die Mitglieder des Vereins eine Theaterproduktion auf die Beine gestellt, aber Vorurteile sind offenbar nicht so leicht auszurotten. „Bei türkischem Theater denkt man nur an Bauchtanz, der ist ja hier leider auch sehr verbreitet“, meint Mürtüz Yolcu, der Vorsitzende des Kulturensembles. Von heute bis 11. Februar veranstaltet Diyalog daher schon zum zweiten Mal im Ballhaus Naunynstraße und den Räumen des Diyalog ein Theaterfest. Die Mitwirkenden sind überwiegend türkische Migranten der zweiten Generation, ergänzt durch andere multikulturell orientierte Gruppen und Gäste aus der Türkei. Auf dem Programm stehen drei Theaterpremieren, eine Diskussion, Gastspiele, eine Ausstellung, ein Workshop und Konzerte.

Die Stücke wollen die Problematik der Migranten darstellen, das Dasein zwischen den Kulturen. Dazu gehört die Zweisprachigkeit, die natürlich auch erlaubt, ein größeres Publikum anzusprechen. Daß sich auch ein wachsendes deutsches Publikum für türkisches Theater interessiert, davon ist Ballhausleiter Volker Barzt überzeugt: „Die hier dargestellten Probleme sind ja keine ,Gastarbeiterprobleme‘, sondern allgemeine – zumindest in Kreuzberg.“ Doch auch im deutschen Theaterbetrieb halten sich die Gastarbeiterklischees: „Wenn du schwarzäugig bist, darfst du im deutschen Theater nur den Hassan spielen“, meint Mürüz Yoclu. Doch allein auf die Migrantenthematik dürfe man sich nicht beschränken: „Solange wir uns als arme Ausländer darstellen, kommen wir gut an. Es wird Zeit, daß wir uns auch mit Brecht oder Shakespeare beschäftigen.“

Um das Selbstverständnis und die Situation interkultureller Theaterschaffender geht es heute abend bei einer Podiumsdiskussion. Der musikalische Teil des Theaterfests überschreitet bereits am Sonntag Grenzen: Funk, Soul, HipHop und eine türkische Rapperin sowie traditioneller Gesang stehen auf dem Programm. Welche Unterschiede, trotz aller kulturellen Anäherungen, zumindest in der Metaphernsprache bestehen, zeigt hingegen Ilhan Arkan mit seinem Theater I.G.O.T. Sein Logo zeigt ein Seepferdchen – als Symbol für Antifaschismus. Anne Winter

Diskussion „Theater spricht deutsch?!“ mit Necla Kaya (Regisseurin), Idil Üner, Yüksel Yolcu (SchauspielerInnen), Peter Zimmermann (Deutsche Welle) u.a. Moderation: Gülay Durgut (Hürriyet). Heute, 20 Uhr, Ballhaus Naunynstraße (27)

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