: AEG-TRO-Trafowerk wird abgespult
■ AEG überrascht 500 Beschäftigte mit Werksschließung in Köpenick. Werk seit 1992 mit Millionenaufwand modernisiert
Das Transformatorenwerk der AEG TRO GmbH in Köpenick soll noch im Laufe des Jahres geschlossen werden. Nach dem Bekanntwerden des Beschlusses protestierten die Arbeiter gestern gegen ihre Entlassung. Erst 1992 hatte die AEG das Werk von der Treuhand erworben und seitdem etwa 48 Millionen Mark in neue Produktionsanlagen investiert. Zugleich wurde die Belegschaft bereits von 1.000 auf 500 reduziert. Das Trafowerk gilt als eines der modernsten in Deutschland. Die Nachfrage nach Transformatoren sei aber rückläufig, so AEG-Sprecher Christian Peez, die Absatzmöglichkeiten auf den Ostmärkten wider Erwarten gering geblieben. „Die Überkapazitäten sind ein Branchenproblem, auch bei Siemens und AEG gibt es Werksschließungen.“
Trotzdem fordert Betriebsrat Lutz Epperlein die Rücknahme der überraschenden Schließung. Er kritisiert den im Oktober neu eingesetzten Geschäftsführer der AEG TRO, der massiv versucht habe, den Betrieb runterzufahren und so die Schließung vorzubereiten. Die AEG plant den Verkauf ihres Bereichs Energietechnik, zu dem auch das Köpenicker Werk gehört, an die französisch-britische GEC Alsthom.
„Mit dem Verkauf hat die Schließung nichts zu tun“, wehrt AEG-Sprecher Peez jedoch ab. 1995 habe man bei etwa 90 Millionen Mark Umsatz Verluste in zweistelliger Millionenhöhe eingefahren. Nach Standortvergleichen zwischen Berlin und einem ähnlichen Tochterunternehmen in Mönchengladbach habe es keine Alternative zur Schließung des Berliner Werks gegeben. Die Produktion werde auf die Fertigungsstellen in Mönchengladbach, in der Türkei oder in Griechenland verlegt. Eine Fehlinvestition will Peez nicht eingestehen. Anfang der neunziger Jahre habe es berechtigte Erwartungen auf wachsende osteuropäische Märkte gegeben.
Für den Betriebsrat bleibt die Entscheidung unverständlich. Das Gladbacher Werk habe im letzten Jahr ein noch schlechteres Betriebsergebnis gehabt. Er kündigte an, zusammen mit der IG Metall mit allen rechtlichen und politischen Mitteln für den Erhalt der Arbeitsplätze zu kämpfen.
Öffentliche Gelder, die in die Werkssanierung investiert wurden, könnten zurückgefordert werden, wenn Förderzusagen wie Standortdauer oder Beschäftigtenzahlen nicht eingehalten würden, sagte Marco Hardt, Sprecher des Wirtschaftssenators. Das sei ein durchaus normaler Vorgang, müsse aber in diesem Fall erst geprüft werden. Auch sei es für die Senatsverwaltung meist schwierig, die entsprechenden Nachweise zu liefern, gab Hardt zu bedenken. Gereon Asmuth
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