Politisch notwendige Party

■ Christopher Street Day 1996 kündet sich an: Schwule und Lesben wollen wieder Flagge zeigen – aber das kostet Von Miguel-Pascal Schaar

„Wir brauchen Geld!“, stöhnt Rupert Hülsey vom Christopher-Street-Day-Komitee. Schließlich wird sich vom 15. bis 22. Juni Hamburgs lesbischwule Welt wieder öffentlichkeitswirksam formieren – und das kostet. Schon jetzt wirft der geplante Groß-Event seinen Schatten mit Sammelaktiönchen im Vorfrühling voraus.

Vornehmlich Gruppen und Beratungsstellen formen das Programm, und „welche schwule/lesbische Initiative hat schon Geld übrig?“, fragt Hülsey rhetorisch. Die mageren finanziellen Mittel hatten schon im vergangenen Jahr zu einem Minus geführt. „Haste mal –ne Mark?“ werden sich ab morgen deshalb homosexuelle Gäste in Szenekneipen und Cafés fragen lassen müssen – spenden darf natürlich jedeR. An der Sammelaktion für die CSD-Festivitäten beteiligen sich fast 40 Gaststätten, Bars, Saunen und Läden, darunter „Front“, „Toom Peerstall“, „Schmidts Tivoli“ oder „Schwitzkasten“. Auch das Traditionscafé „Gnosa“ in St. Georg ist natürlich dabei. „Wir halten eine Beteiligung für politisch notwendig“, erklärt Mitinhaber Kai Reinecke. Der CSD solle wieder in Gang kommen, um Inhalte zu transportieren. „Heute ist es relativ leicht, als Schwuler aufzutreten, aber akzeptiert sind wir deshalb noch lange nicht“, meint der CSD-Veteran.

Daniela Hansen von der Lesbenberatung im Magnus-Hirschfeld-Centrum stimmt ihm zu: „Wir müssen die Bandbreite lesbischen und schwulen Lebens der Öffentlichkeit zeigen, ob nun schrill oder nicht. Außerdem: Es liegt doch alles im Argen, von Fragen des Aufenthaltrechtes ausländischer Partnerinnen bis zur ungenügenden Förderung homosexueller Kultur“, schimpft Hansen.

Zigarettenfabrikant Reemtsma sponsert das Großereignis durch die Bereitstellung von Kompetenzen. Er beauftragte die Unternehmensberatung „Inzena“ damit, der Lesben- und Schwulenbewegung in Fragen von Öffentlichkeitsarbeit und Marketing beizustehen – unter dem Logo der Zigarettenmarke „West“ versteht sich. So begleitet, soll die Arbeit des Fest-Komitees optimiert werden.

„Hamburg hat den CSD verdient“, lobt Rupert Hülsey und verrät das diesjährige CSD-Motto: „Feiern für gleiche Rechte“. Koordinator Uwe Gerdes schwärmt von Partys, Lesungen, Kinoprogrammen, Gottesdiensten und der zentralen großen Parade samt Straßenfest: „Gerade Schwule und Lesben können ihre Lust am Leben überzeugend rüberbringen.“

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