: Filmboard auf Goldsuche
■ Die Filmboard Berlin-Brandenburg will neue Finanziers, um ihren Etat aufzubessern. Länder halten Versprechungen nicht
Die von beiden Ländern stiefmütterlich behandelte Filmboard Berlin-Brandenburg GmbH sucht nach neuen Finanzierungsquellen. Im Gespräch ist nicht nur eine Nutzung des Know-hows durch private und/oder öffentlich-rechtliche Fernsehsender, sondern auch der Einstieg eines privaten Investorenfonds, der sich durch seine Beteiligung steuerliche Vorteile in anderen Geschäftszweigen verspricht. Senatspressesprecher und Landesmedienbeauftragter Butz, der sich gestern mit dem Filmboard-Intendanten Klaus Keil traf, wollte zwar keine Details nennen, zeigte sich aber zuversichtlich, noch im Herbst „etwas Unterschriftsreifes“ präsentieren zu können. Seit ihrer Gründung vor zwei Jahren leidet die Filmboard an chronischer Unterfinanzierung. Beide Länder hatten versprochen, anteilig jeweils die Hälfte der jährlich versprochenen 40 Millionen Mark zu tragen. Dazu kam es bislang nicht. Im Gegenteil: Die Zuwendungen gingen sogar zurück. Berlin zahlt in diesem Jahr 13,6 Millionen Mark, rund 5,5 Millionen Mark weniger als noch 1995. Brandenburg stockte zwar auf 10,78 Millionen auf, liegt aber deutlich hinter seinen ursprünglichen Versprechungen. Hinzu kommt, daß ein Großteil der jetzigen Summen aus sogenannten Verpflichtungsermächtigungen stammt, die zwar erst jetzt wirksam werden, aber in den Jahren 1994 und 1995 Filmproduzenten versprochen wurden und folglich nicht mehr zu freien Verfügung stehen. Zum Vergleich: Allein die Filmstiftung Nordrhein- Westfalen verfügt über einen jährlichen Etat von etwas mehr als 40 Millionen Mark, wovon aber der WDR die Hälfte trägt. Mit Ausnahmen – etwa der TV-Serie Dark Zone – werden Fernsehproduktionen von der Filmboard nicht finanziert. Zwar sei man der Idee generell nicht abgeneigt, aber der Etat lasse eine Förderung von TV-Produktionen gar nicht zu, wie Filmboard-Sprecher Jens Steinbrenner erklärt: „Das ist eine florierende Industrie, die derzeit von selbst funktioniert.“ Auch Berlins Medienbeauftragter Butz hält eine Unterstützung unter den derzeitigen finanziellen Bedingungen zur Zeit für wenig sinnvoll. Ihm schwebt vor, die Filmboard den TV-Sender als „Serviceleister“ anzubieten. Dazu gehöre die Sichtung und Prüfung von Drehbüchern, Vermittlung von Drehorten in der Region, Beratung in Finanzierungsfragen. Denn ein Produzent, so glaubt Butz, der sich vor Ort beraten lasse, werde letzten Endes auch vor Ort drehen wollen. Gemunkelt wird in der Branche seit längerem, daß mit Thomas Kirch, einer der Hauptaktionäre von Pro 7 und Sohn des Medientycoons Leo Kirch, Interesse an einer Unterstützung der Filmboard GmbH hat. Severin Weiland
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