piwik no script img

Zelten hinterm Rathaus

■ Marchstraße: Besetzer zogen weiter

Am Mittwoch abend haben etwa 20 der ehemaligen Bewohner der am Donnerstag vergangener Woche geräumten Häuser an der Marchstraße und am Einsteinufer die Grünfläche Alt-Lietzow in der Nähe des Charlottenburger Rathauses besetzt. „Wir wollen die Häuser zurück. Zumindest brauchen wir aber ein Ersatzgelände, auf dem wir zusammen leben können“, erklärte Zoe, eine der Exbesetzer. Als einzige, aber unakzeptable Ausweichmöglichkeit sei ihnen bisher die „Läusepension“ an der Franklinstraße angeboten worden. Dort werden Obdachlosen allerdings nur drei Übernachtungen am Stück gestattet.

Schon kurz nach dem Aufbau von vier Zelten auf der bezirkseigenen Grünfläche wollte die Polizei erneut zur Räumung schreiten. Der Einsatzleiter habe zugegeben, daß durch die erneute Vertreibung die Gruppenmitgleider vereinzelt werden sollen, berichtete Zoe. Die Charlottenburger Baustadträtin Beate Profé (Bündnis90/Grüne) erwirkte jedoch eine Duldung für das Zeltlager bis heute 13 Uhr.

Die ersten Nächte nach der Räumung hatten die Exbesetzer auf dem Gelände der Technischen Universität (TU) campiert. Nach Ablauf der Duldung durch Ulrich Steinmüller, Vizepräsident der TU, am Dienstag morgen hatten sie den Platz jedoch verlassen. „Wir wollten nicht, daß Steinmüller Kopf und Kragen riskiert. Der hat sich für uns ziemlich aus dem Fenster gelegt“, bedankte sich Zoe. Die Nacht zum Mittwoch hatte die Gruppe zum Großteil unter der Dovebrücke in der Nähe der geräumten Häuser verbracht.

Das Charlottenburger Bezirksparlament beschäftigte sich gestern nachmittag mit der Räumung. Die SPD hatte einen Dringlichkeitsantrag eingebracht, die über Berlin hinaus bekanntgewordenen Fassadenbilder zu erhalten. Zu spät: Die sind bereits blaßgelb übertüncht. Gereon Asmuth

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen