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In Mißkredit gebracht

■ Bremens CDU will Ausstellung zur Wehrmacht aus dem Rathaus fernhalten

Berlin (taz/AP) – In der Bremer Koalition ist ein heftiger Streit über die vielgerühmte Ausstellung „Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ ausgebrochen. Die CDU will die für Mai kommenden Jahres geplante Wanderausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung im Rathaus der Stadt verhindern, die SPD an ihr jedoch festhalten. In der Bürgerschaft sagte der CDU- Fraktionsvorsitzende Ronald- Mike Neumeyer, die Ausstellung leiste keinen Beitrag zu einer objektiven Aufklärung, sondern sei vielmehr eine „demagogische Inszenierung“.

Ziel der Ausstellung sei nicht, unbestreitbare individuelle Greueltaten zu dokumentieren, sondern pauschal alle Wehrmachtsangehörigen als Verbrecher darzustellen, so Neumeyer. Dem hielt der SPD- Abgeordnete Horst Isola entgegen, es stehe fest, daß die Ausstellung nicht pauschalisiere, sondern die Wehrmacht als Institution neben der NSDAP als zweite Säule in einem verbrecherischen Regime darstelle.

SPD-Bürgermeister Henning Scherf sagte in der Debatte, in der Landesregierung gebe es zu diesem Thema eine unterschiedliche Einschätzung.

Bereits seit Tagen wird in den Bremer Medien die Diskussion um die Ausstellung geführt. In einem Interview der Tageszeitung Weser Kurier vom Mittwoch sagte Jan Philipp Reemtsma, Chef des Hamburger Instituts für Sozialforschung, über die Ausstellung sei bislang an jedem Ort, wo sie präsentiert wurde, debattiert worden. Streit in der Art wie jetzt in Bremen habe es allerdings noch nicht gegeben.

Der CDU-Landeschef Bernd Neumann kritisierte die Ausstellung als „wissenschaftlich nicht seriös“. Der Christdemokrat berief sich auf nicht näher genannte Fachleute, die einige Fotos der Ausstellung als Fälschungen bezeichneten. Reemtsma teilte dazu mit, wer von Fälschung spreche, müsse „davon ausgehen, daß unsere Anwälte tätig werden“. In der Ausstellung wird die These vertreten, die Wehrmacht habe eine größere Rolle beim Holocaust gespielt, als bisher bekannt war.

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