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Kabila will Mobutu zur Ruhe setzen

■ In Zaire gibt der Rebellenchef dem Staatschef drei Tage Zeit, um über seinen Abgang nachzudenken. Daß die Ära Mobutu vorbei ist, denken jetzt auch die USA, während Frankreich sich noch bedeckt hält

Goma/Washington/Paris (AFP/ taz) – Zaires Präsident Mobutu schweigt. Er hat zwar in einem möglicherweise letzten Kraftakt den Ausnahmezustand verhängt, die Regierung abgesetzt und das Militär an die Macht gehievt – aber er sagt nichts. Weder das Gesprächsangebot der Rebellen der Allianz demokratischer Kräfte ür die Befreiung von Kongo/Ex-Zaire (AFDL) noch die Rücktrittsforderungen aus dem Weißen Haus in Washington haben bei ihm bisher auch nur eine einzige öffentliche Reaktion hervorgerufen.

Die AFDL werde ihre Offensive drei Tage lang „verlangsamen“, sagte ihr Führer Laurent- Désiré Kabila in der Nacht zu gestern in der ostzairischen Rebellenhauptstadt Goma. In dieser Zeit möge Mobutu sich mit ihm in Verbindung setzen, um seinen Rücktritt auszuhandeln. Der Rebellenchef sprach über den Staatschef wie ein Therapeut über seinen Patienten. „Er kann es“, sagte Kabila. „Wenn er es nicht tut, wird er der Verlierer sein. Er ist müde und erschöpft, aber er hat auch Angst. Man muß ihm helfen, seine Angst zu überwinden.“ Mobutu brauche nicht einmal das Land zu verlassen, sondern dürfe unter AFDL-Schutz in seinem zur Prunkresidenz ausgebauten Geburtsdorf Gbadolite im Norden Zaires bleiben.

Mobutu denkt nicht daran, aber hat er eine Wahl? Indem er sich mit dem Coup vom Mittwoch über die verfassungsmäßigen Prozeduren hinweggesetzt hat, von denen sein Regime bisher immer behauptete, sie gegen die Rebellen verteidigen zu müssen, stellt der Präsident sich international ins Abseits. „Wir denken, daß die Ära des Mobutismus vorbei ist“, sagte am Mittwoch in Washington US-Außenamtssprecher Nicholas Burns. „Wir brauchen einen Übergang zu etwas Besserem. Die Kultur des Totalitarismus muß verschwinden.“ Der Sprecher des Weißen Hauses, Michael McCurry, sagte: „Die Ära Mobutu in Zaire ist vorbei, denn der Status quo ist unhaltbar.“ Nötig sei ein „geordneter Übergang“ zur Demokratie. Mobutu sei sich der US-Haltung „sehr bewußt“.

Wohl nicht ganz zufällig hatten die etwa 2.000 US-Soldaten, die gegenüber von Kinshasa in der kongolesischen Hauptstadt Brazzaville auf dem anderen Ufer des Kongo-Flusses stationiert sind, am Dienstag ihr erstes großes Manöver unternommen. US-Soldaten in voller Kampfmontur landeten auf dem Flughafen von Brazzaville und evakuierten andere als Journalisten und Zivilisten verkleidete US-Soldaten.

Sogar Frankreich, bisher der engste Verbündete Mobutus, rückt ganz zögerlich vom zairischen Präsidenten ab. In Paris weigerte sich der Sprecher des Außenministeriums, Jacques Rummelhardt, die Äußerungen aus Washington zu kommentieren und sprach statt dessen von der Notwendigkeit eines Waffenstillstands. Auf Anfragen von Journalisten, ob Paris Mobutu weiter unterstütze, sagte er schließlich: „Wir unterstützen niemanden. Wir personalisieren diese Sache nicht. Wir unterstützen Zaire und seine Zukunft.“ D.J.

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