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■ Bündnisgrüne kritisieren den Enquetebericht zu den SektenAus Sorge um das Milieu

Die Kritik der Bündnisgrünen an dem gestern vorgelegten Zwischenbericht „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ war zu erwarten. Von Anfang wurde die vom Bundestag eingesetzte Kommission mit Mißtrauen begegnet. Nicht zuletzt der vom Parlament gefaßte Beschluß, die Mitglieder sollten die von den Gruppen ausgehenden „Gefahren für den einzelnen, den Staat und die Gesellschaft erfassen“, löste mächtiges grünes Bauchgrummeln aus.

Konsequenterweise monierten sie gestern zwei Punkte des Zwischenberichts: Zum einen die von der Mehrheit von Union, SPD und FDP begrüßte Beobachtung von Scientoloy durch den Verfassungsschutz, zum anderen die unklare und schwammige Definition dessen, was unter Psychogruppen und Sekten zu verstehen ist. Die Grünen befürchten, daß der für 1998 erwartete Abschlußbericht zu einer pauschalen Diffamierung „religiöser Minderheiten“ kommt. Da würden, so lautet einer ihrer Vorwürfe, Zeugen Jehovas, Buddhisten oder Freikirchen in einen Topf geworfen. Die grüne Kritik, daß klare Kriterien fehlen, ist zwar richtig, verklärt aber zugleich auch die eigene Rolle. An dem Minderheitenvotum der grünen Bundestagsabgeordneten Angelika Köster-Loßack und des Kommissionsmitglieds Hubert Seiwert offenbart sich nämlich nebenbei ein kulturreligiöses Phänomen. Hier die Mehrheit der Kommission, die ihre Deutungsmuster, wer zu den Sekten und Psychogruppen gehört, weitgehend an den beiden Volkskirchen orientiert, dort grüne Abweichler.

Zwar speist sich das Eintreten für Minderheitenrechte zum einen aus der grünen Politiktradition, in diesem Fall aber scheint es sich dabei zu einem Gutteil um schnöde Klientelpolitik zu handeln. Es ist ja nicht zu übersehen, daß sich weite Teile des grün-alternativen Milieus von den beiden Volkskirchen losgesagt haben; nicht wenige suchen Gruppen und Seelenbetreuer auf, die Trost und Heil in einer komplizierten Welt versprechen. Es ist wohl kein Zufall, daß gerade in jenen Stadtmagazinen, die ein alternatives Publikum bedienen, die Esoterik- und Pychoanbieter zu den größten Anzeigenkunden gehören.

Die grüne Fundamentalkritik, die Mehrheit der Kommission arbeite mit pauschalen Begrifflichkeiten, fällt auf die beiden Kommissionsmitglieder selbst zurück. Ohne klare Nennung machen sie sich zu den Fürsprechern „religiöser und weltanschaulicher Minderheiten“. Das ist von einer Begriffsweite, die selbst manche obskure Sekte gern für sich in Anspruch nehmen würde. Severin Weiland

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