Unterm Strich

Vorsprung durch souveräne Klatschspaltenbestückung und Übernahme von Kulturtechniken des Sports bei den Spice Girls. Wetten auf das erste Spice Girl, das die fünfköpfige britische Popband verläßt, werden von Buchmachern in Großbritannien nämlich jetzt nicht mehr angenommen. Musik- und Wettfreunde hatten in so großer Zahl Geld auf „Baby Spice“ Emma Bunton gesetzt, daß die William-Hill- Kette die Wettschalter schloß. Das starke Interesse vor allem der letzten Stunden habe diese Entscheidung ausgelöst, sagte ein Hill-Sprecher am Mittwoch. Nach britischen Presseberichten soll die 21 Jahre Sängerin ein Verhältnis mit dem früheren Manager der Gruppe, Simon Fuller, begonnen und dadurch die Eifersucht der anderen ausgelöst haben. Deshalb habe sich die Gruppe vor allem auf Betreiben von „Ginger Spice“ Gari Halliwell Ende voriger Woche von Fuller und seiner Gesellschaft getrennt. Die Spice Girls hätten seitdem mit Experten ihrer Plattenfirma Virgin Records über ihre Zukunft beraten.

Jack Lang, Frankreichs ehemaliger Kulturminister, plädiert in Libération für eine „universelle Rave- Bewegung“: „Hören wir auf mit der Heuchelei. Techno ist heute ein Gesellschaftsphänomen geworden, dessen Ausmaße sich nicht übersehen lassen.“ Angesichts der bestehenden Akzeptanzprobleme in Frankreich, wo die Polizei erst kürzlich Partys in Lille und Evry filzte, schlug er die Bildung einer Institution vor, die im Bereich der zeitgenössischen Musik die Kulturpolitik neu definieren soll. Diese Institution könnte auch innerhalb des Kulturministeriums angesiedelt sein. Techno – mit seinen Ausläufern Ambient, Trance, Drum 'n' Bass – habe eigene Codes und Rhiten außerhalb bestehender Strukturen entwickelt. „Angst und Vorurteile vor dem Unbekannten verleiten zu den wildesten Phantasien“, stellt Lang, der in diesem Sommer die Love Parade besuchte, fest. Lang schlägt deshalb die Organisation einer französischen Techno-Parade vor. „Die Techno-Parade wäre eine Etappe des europäischen Sommerweges, der von Berlin nach Zürich über Brighton, Rotterdam oder Hannover führt. Dies ist auch eine Möglichkeit, die Jugendlichen unserer Länder einander näherzubringen und Europa weiter aufzubauen.“

Mit einem Benefizkonzert in der Oranienburger Nikolaikirche will die Klezmer-Gesellschaft Berlin morgen die Sanierung der Baracke 39 in der Gedenkstätte Sachsenhausen unterstützen. In dem Gebäude, das vor fünf Jahren gemeinsam mit der Baracke 38 bei einem rechtsextremistischen Brandanschlag schwer beschädigt wurde, soll im kommenden Jahr eine Dauerausstellung über den Alltag der Häftlinge des früheren nationalsozialistischen Konzentrationslagers eröffnet werden. Das Konzert bietet Klezmer in traditionellen, religiösen und weltlichen Varianten und beginnt um 17 Uhr.