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Teil des weltweiten männlichen Traumes

■ betr.: „Aktiv gegen Genitalver stümmelung“, taz vom 6.12. 97

Liebe Irmgard Schewe-Geryk, Du meinst: „Wir können nicht über afrikanische Regierungen lamentieren und selbst untätig bleiben.“ Warum beziehst Du Dich nur auf afrikanische Regierungen, und warum erstreckt sich Dein Tätigsein nur auf Appelle an die bundesdeutsche Regierung? Laß uns doch über den sadomasochistischen vatergesetzlichen Tellerrand klettern. [...]

Klitorisverstümmelungen, egal welcher nationalen Abart, sind Teil des weltweiten männlichen Traumes vom technischen Ersatz für Frauen und Natur. Wie lange wollen wir dieses größte denkbare Verbrechen eigentlich noch mittragen, indem wir männliche Uterus-Ursupationen und Dammschnitte tabuisieren und für dasselbe in afrikanisch vaterstaatliche Haftstrafen und Papas Menschenrechte fordern? Ist unser Geist und Leib durch die Genderdiskussionen und ähnlich energieverschleudernden Zeitvertreib schon so patriarchalisch reduziert, daß wir die Zusammenhänge von Klitorisverstümmelung, § 218, Gentechnologie, Nolteschen Hochglanzbroschüren, 610-DM-Jobs u.ä. nicht mehr erkennen?

Na denn, lamentieren wir tätig weiter, Papa Staat freut sich über jedes Männerimitat, bis zum nächsten Frauenpolitischen Forum für Strategie und Debili, tschuldigung, Debattie natürlich. Sabine Kristine Voigtländer, Sprecherin der Feministischen Partei Die Frauen, Bayern

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