■ Vorschlag: Widerhall subsonischer Frequenzen: Eimer-Elektronika im Tacheles
Wenn man nachts in der Rosenthaler Straße am Eimer vorbeiradelt, vibrieren subsonische Frequenzen durch den Asphalt und sagen: Wir sind auch noch da. Seit acht Jahren ist der Eimer das Zuhause für Hardcore-Electronika der Sorte Atari Teenage Riot, Gabba Nation, Spiral Tribe. Diese Sounds bringt nun das Eimer-interne Veranstaltungsmodul Interflug Galactica auf die Bretter des Tacheles-Theatersaals. In Kooperation mit dem Rostocker Veranstaltungsschiff M.S. Stubnitz und unter dem launigen Motto „Beware the Ides of March“.
Ein Best-of-Set aus alten Freunden und Verbündeten startet heute abend ab acht Uhr mit diversen DJs, um gegen zehn in den Hamburger Elektro-Block überzublenden. Dort trifft mit Asmus Tietchens ein Meister atonaler Sounds auf Jetzmann & Liquidski und Relais. Heute wird er die DAT-Maschine anwerfen, um den neuesten Noise aus eigener Produktion zu präsentieren. Die Herren Jetzmann/Liquidski haben eben eine CD veröffentlicht, die relativ relaxte Funkbeats mit streng bis sperrigen Industrialsounds fusioniert: „Go Home, Dotty Harmony.“ Live schließt das Duo Gitarren mit elektronischem Equipment kurz, um ihre Geräuschdatenbank anzutriggern.
Kollege Tom Fleischhauer ist nach eigenen Angaben Elektroinstallateur, hat bei diversen Dub-Produktionen an den (Re-)Mix-reglern gedreht und als Relais eben eine 12-Inch veröffentlicht. Nach den hanseatischen Soundscapes werden mit Sugar B und Sebel zwei Eimer-Veteranen in Sachen HipHop Breakbeats in den Saal werfen. Zwischendurch gibts Spezialeinlagen von Kai Dead Chicken und einem anglorussischen Soundsystem, während der Chefkoch der Stubnitz das Essen anrichtet.
Olympic Food darf auch morgen wieder gegessen werden, wenn Mahatok mit Gongs und anderen akustischen Perkussionswerkzeugen improvisieren. Danach pumpen DJs aus dem Radio Nord Umfeld Radical House und Acid durch die noch anwesenden Nervensysteme. Für die entsprechend bewußtseinserweiternden Videoeffekte sorgt an beiden Tagen F.P.F Rampazzo.
Als eine der letzten exterritorialen Zonen innerhalb der unbedachten Shopping Mall Mitte bringt der Eimer uns den ganzen Spaß zu supersozialen 10 Mark vor die Hauptstadttür. Übrigens genau 666 Tage vor 2000. Ulrich Gutmair
Heute und morgen ab 20:00 Uhr im Tacheles Theatersaal
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