: Pre-Metro: Die Lösung heißt Nullösung
■ Im Streit um die Tram durch die Leipziger Straße will Verkehrssenator Klemann keine Straßenbahn mehr. Gutachten sieht Nullvariante als beste und unterirdische Tram als schlechteste Variante. Umweltsen
Für die Verkehrsverwaltung heißt die Lösung für die umstrittene Straßenbahn in der Leipziger Straße Nichtstun. Weder eine unterirdische Straßenbahn noch eine oberirdische Tram, noch die Umleitung der Straßenbahn über die Niederkirchnerstraße sei aus finanziellen und verkehrlichen Aspekten der „Nullvariante“ vorzuziehen, erklärte gestern Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU). Ein abschließendes Gutachten rate dazu, „alles so zu lassen, wie es ist“. Umweltsenator Peter Strieder (SPD) sieht sich durch das Gutachten dagegen darin bestätigt, weiter die oberirdische Variante zu fordern.
Das Gutachten des Ingenieurbüros Schnüll und Haller aus Hannover hatte die verschiedenen Varianten untersucht. „Bei ganzheitlicher Betrachtung von Belangen des Verkehrs, des Städtebaus und der Wirtschaftlichkeit geben die Gutachter der Nullvariante den Vorzug“, so Klemann. Demnach solle es keinen Schienenverkehr durch die Leipziger Straße geben. Der Verkehr solle durch ein optimiertes Bussystem und vor allem durch eine Verdreifachung der Kapazität auf der U2 erreicht werden. An Platz zwei setzten die Gutachter die oberirdische Trasse. Würde sie gebaut, paßten aber nur weniger als 1.600 Autos pro Stunde und Fahrtrichtung durch die Leipziger Straße, wogegen die Verwaltung eine Kapazität von knapp 2.000 für nötig hält. Klemann lehnt diese Variante nach wie vor ab: „Eine weitere Einschränkung des Individual- und Wirtschaftsverkehrs ist nicht vertretbar.“ Strieder dagegen argumentiert, der Sollwert von 2.000 Kfzs werde laut Gutachten auch von der Nullvariante nicht erreicht, die nur auf 1.700 komme. Eine Verminderung um 100 Autos pro Stunde sei hinnehmbar: „Wer ein Verhältnis von 80 zu 20 zwischen Nahverkehr und Autos in der Innenstadt will, der muß die Straßenbahn fördern.“
An Platz drei setzten die Gutachter die Tram auf dem Umweg über die Niederkirchnerstraße. Am schlechtesten schnitt die unteridische Pré-Metro ab – „vor allem aus Gründen der Wirtschaftlichkeit“, so Klemann. Schließlich sollte die Tunnelvariante statt der 101 Millionen Mark für die oberirdische Tram 347 Millionen Mark verschlingen. Die Gutachter errechneten ein Potential von 280.000 Fahrgästen pro Tag am Potsdamer Platz. Doch bei Vollauslastung könne die U2 250.000 davon transportieren. „Für den Zuwachs von 30.000 lohnt es sich nicht, 100 Millionen auszugeben und sich auf ein verkehrspolitisches Abenteuer einzulassen“, so Klemann. Laut Gutachten seien die „Unterschiede zwischen den einzelnen Varianten so gering, daß es eindeutige Vorteile für den gegenwärtigen Zustand“ gebe.
Damit erklärt der Verkehrssenator den jahrelangen Streit um eine Straßenbahn durch die Leipziger Straße für beendet. Seine Verwaltung war es gewesen, die sich vom Investor debis dazu hatte drängen lassen, die eigentlich wegen zu hoher Kosten ad acta gelegte Pré-Metro wieder auszugraben. Die BVG hatte vorgeschlagen, die attraktive Route auf eigene Kosten vorzufinanzieren und dafür die Strecke für 25 Jahre zu bewirtschaften. Das hätte die öffentliche Hand statt 347 über 600 Millionen Mark gekostet. Vor einer Stellungnahme müsse die BVG nun das Gutachten analysieren, erklärte BVG-Sprecherin Carmen Kirstein gestern. „Unsere Haltung hat sich nicht geändert, daß wir weiterhin eine Tram zum Leipziger Platz für sinnvoll halten.“ Sie erinnerte aber daran, daß die Entscheidung für die Schienenanbindung des Potsdamer Platzes nicht von der BVG, sondern vom Senat gefällt worden sei. Bernhard Pötter
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